Der Klettergurt und die Handschuhe sind angelegt, der Helm sitzt und die richtigen Schuhe sind geschnürt. Einer Begehung eines Klettersteiges steht also nichts mehr im Weg. Wobei etwas vielleicht noch fehlt: die Erfahrung. „Viele glauben, dass es selbsterklärend ist. Es ist aber nicht ungefährlich und eine der gefährlichsten Klettersportarten. Die Anlage ist auch keine Sportstätte, es ist nie sicher, dass nicht ein Seil oder etwas beschädigt sein könnte. Das Betreten erfolgt auf eigene Gefahr, da jeder Klettersteig frei zugänglich ist“, weiß der Lavanttaler Michael Mautz, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.

Einsteiger sollten sich also gut vorbereiten: „Sie sollten sich die Zeit nehmen und einen Kurs bei einer Alpinschule absolvieren. Mit kleinen Tricks kann viel verhindert werden, auch ein Erschöpfungszustand kann dadurch vermieden werden“, sagt Mautz, der selbst in Klagenfurt Kurse anbietet.

Am Türkenkopf hat die Bergrettung immer wieder Einsätze
Am Türkenkopf hat die Bergrettung immer wieder Einsätze © KK/Bergrettung Eisenkappel

Erst vor kurzem mussten zwei Kletterer vom Türkenkopf in Bad Eisenkappel/ Železna Kapla wegen Ermüdung von der Bergrettung abgeseilt werden, während eine andere Kletterin in der Nähe verletzt wurde und ebenfalls gerettet werden musste. „Verletzungen haben wir zum Glück relativ selten. Wobei die Einsätze bei den Klettersteigen in den letzten zwei Jahren auch zurückgegangen sind“, weiß Gernot Koboltschnig, Ortsstellenleiter der Bergrettung Bad Eisenkappel, die den ganzen Bezirk Völkermarkt betreut. Die intensivste Einsatzzeit sei, wenn ein neuer Klettersteig freigegeben wird. „Die meisten überfordern sich, überschätzen ihre Fähigkeiten“, sagt Koboltschnig.

Michael Mautz, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer
Michael Mautz, staatlich geprüfter Berg- und Skiführer © KK

Aber welche Klettersteige im Bezirk Völkermarkt würden sich für Anfänger eignen? „In Bad Eisenkappel gibt es Touren, die gut zum Üben sind. Dort befindet sich gleich beim Parkplatz des Türkenkopfes auch ein Übungsklettersteig“, sagt Mautz. Gut für Einsteiger würde sich dort der „Koschlak-Klettersteig“ eignen. Der schwierige Grad könne gut umgangen werden. Der klassische Türkenkopf, der auf der rechten Seite verläuft, fällt schon in die Kategorie „sehr schwierig“ (D/E) und ist für Fortgeschrittene gedacht. So auch der Griffner Schlossberg, der von der Charakteristik her ganz anders ist. „Hier muss man fit sein und braucht viel Kraft“, weiß Mautz. Im Nachbarbezirk Wolfsberg würde sich der Klettersteig bei der Burgruine Rabenstein oder jener in Eitweg für das Debüt sehr gut anbieten.

Grundsätzlich wird zwischen einem sportlichen und alpinen Klettersteig differenziert. Der Unterschied? „Alpine Klettersteige können exponierter sein und schwierigeres Gelände umfassen, einschließlich ausgesetzter Passagen und steiler Abstiege. Sie erfordern in der Regel fortgeschrittene Kletter- und Bergsteigertechniken“, weiß Mautz. Ein solcher befindet sich beispielsweise in der Koschuta in Zell/Sele.

Das Klettern sei grundsätzlich für diejenigen geeignet, die über Trittsicherheit, mentale Ausdauer und körperliche Fitness verfügen. Wer unter Höhenangst leidet, scheide aber nicht automatisch aus. „Ich kenne einige, bei denen diese dann sogar weg war“, sagt Mautz. Die oft auch vorzufindenden Hängebrücken könnten jedoch eine kleine Herausforderung werden. Personen unter 40 Kilogramm sollten besonders Acht geben. „Sollte es zu einem Sturz kommen, würde der Bandfalldämpfer nicht ausgelöst werden. Die Person würde die ganze Wucht abbekommen. Die sicherste Methode wäre hier mittels Seils nachzusichern“, so Mautz. Die gängige Norm für Klettersteigsets siehe einen Gewichtsbereich von ungefähr 40 bis 120 Kilogramm vor, einschließlich der Ausrüstung, die der Kletterer bei sich führt.

Gernot Koboltschnig, Ortsstellenleiter der Bergrettung Bad Eisenkappel
Gernot Koboltschnig, Ortsstellenleiter der Bergrettung Bad Eisenkappel © KK

Bei der Auswahl eines Klettersteiges sollte aber nicht nur auf den Schwierigkeitsgrad, sondern auch auf die Dauer genau geschaut werden. „Nur weil einer als einfach eingestuft wird, heißt es noch nicht, dass dieser auch ganz leicht zu bewältigen ist. Es gibt einige, bei denen man vielleicht stundenlang unterwegs ist“, sagt Mautz. Wichtig für einen guten Klettertag sei auch das Wetter, das im Blick behalten werden sollte. „Bei Gewittergefahr sollten Klettersteige gemieden werden. Den Blitzableiter hätte man permanent in der Hand. Es herrscht hierbei akute Lebensgefahr“, weiß Bergretter Koboltschnig. Der Klettersteig am Griffner Schlossberg sollte eher im Herbst oder im Frühjahr gemacht werden. „Im Sommer würde man hier tagsüber verschmachten. Zu beachten sind aber auch die saisonalen oder Wintersperren“, sagt Mautz. Potenzial für weitere Klettersteige gebe es in der Region. „Durch das wachsende Interesse ist es auch ein bedeutender Tourismusfaktor“, sagt Mautz.