Insgesamt zehn Kärntner Bauernfamilien wurden wegen ihrer außergewöhnlichen Produkte und Vermarktungsideen von der Landwirtschaftskammer Kärnten für den Agrar-Innovationspreis „Vifzack 2024“ nominiert. „Damit wollen wir Betriebe einer breiten Öffentlichkeit präsentieren, die zeigen, wie innovativ und vielfältig die Kärntner Landwirtschaft ist“, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Siegfried Huber.

Aus dem Bezirk Völkermarkt hoffen drei Betriebe auf den Sieg. Für alle kann noch bis zum 4. März online abgestimmt werden kann.

„Hier wird nicht gemeckert!“

Mit „Hier wird nicht gemeckert“, begrüßen Andreas und Carmen Petutschnig auf ihrer Homepage ihre Kunden. Auf ihrem Windischhof in Globasnitz/Globasnica bieten sie 200 Ziegen eine Heimat. Nebenbei führen sie auch eine Pilzzucht – Austernpilze und Kräuterseitlinge. Der Hof wird derzeit um einen Schweinestall erweitert.

2018 hat Andreas den Hof übernommen, seit 2019 bewirtschaften die 27- und der 32-Jährige diesen gemeinsam. „Der Hof war zuvor 50 Jahre unbewirtschaftet. Da dort lange nichts gemacht wurde, wollten wir unbedingt den Stall wieder beleben. Da aber nicht jedes Tier Platz gehabt hätte und wir ein Bio-Betrieb sind, sind nur Schafe oder Ziegen in Frage gekommen. Wir haben uns dann für Ziegen entschieden“, erzählt Carmen Petutschnig. Am Hof setzen die beiden auf eine Kreislaufwirtschaft. „Den Mist, den die Tiere produzieren, bringen wir auf das Feld. Alles, was wir anbauen, wird wiederum den Ziegen verfüttert.“ Der Schweinestall wird gebaut, um die Nebenprodukte wie Molke den Schweinen verfüttern zu können. „Auf den verfügbaren Nutzflächen haben wir auch reichlich Kulturen angebaut, um den Ziegen vielfältiges Futter zu bieten und weitere Produkte wie Öl herstellen zu können.“

Carmen und Andreas Petutschnig
Carmen und Andreas Petutschnig © KK/Manuela Wilpernig

Nachhaltiges Nischenprodukt

Seit heuer starten Betriebsleiterin Martina (43) und ihr Mann Mario Payer (49) mit dem „Simon Hof“ in Mittertrixen so richtig durch. Die beiden beschäftigen sich schon seit Jahren damit, wie der Familiensitz in vierter Generation zukunftsorientiert gestaltet werden könne. Produktideen hatten die zweifachen Eltern schon einige, die in den letzten Jahren in Begleitung von Martinas Vater landwirtschaftlich getestet wurden. „Wir wollten ein Nischenprodukt, das gleichzeitig aber auch klimafit und nachhaltig ist“. Ihre Innovation: ein Tauernroggen, aus dem ein cremiges Risotto ganz einfach und schnell hergestellt werden kann. „Somit das erste richtige Risotto aus Getreide in Österreich,“ sind die beiden stolz. Dies gelinge aber nur durch eine spezielle mechanische Bearbeitung. „Wir sind Risotto-Liebhaber. Zuerst haben wir versucht, Reis anzubauen. Leider war das für uns nicht das Richtige und zu wenig nachhaltig, weil selbst im Trockenreisanbau zu viel Wasser benötigt wird. Deshalb haben wir nach einer Alternative gesucht“, so die Unternehmerin der Nahrungsergänzungsmittellinie „vigeovit“. „Das seltene Urgetreide muss man weder düngen noch spritzen, das finden wir besonders gut. Es könnte außerdem eine Alternative zu den teuren Importen von Risotto-Reis sein.“ Zusätzlich fokussiert sich das Ehepaar derzeit auf Edelkastanien, wofür bereits mehr als 400 Bäume in der ersten Edelkastanien-Plantage in Kärnten gesetzt wurden.

Martina Payer
Martina Payer © KK/Christian Schütz

„Schweine-Leasing“

Am Lanzlhof in Neuhaus/Suha, der von Michael Skuk (25) betrieben wird, werden Schweine gezüchtet, aufgezogen und geschlachtet. „Wir setzen auf einen geschlossenen Kreislauf – von der Geburt bis zum Schlachten geschieht alles am Hof. Wir legen großen Wert darauf, dass alles vom Tier verwertet wird“, sagt Skuk, der den Betrieb, der zumeist über 16 Zuchtschweine und 100 bis 120 Mastschweine verfügt, 2021 von seinen Eltern übernahm. Mit seinem „Schweine-Leasing“ mischt sich Skuk, der nebenbei in Wien Agrar- und Umweltpädagogik studiert, unter die Mitbewerber des Agrar-Innovationspreises. „Wenn das Ferkel einen Monat alt ist, kann es von jemanden gekauft werden. Dann zahlt man noch sechs Monate eine Rate. Im Preis sind Schlacht-, Fütterungs- und Aufarbeitungskosten inbegriffen. Das Schwein wird dann am Hof aufgezüchtet und geschlachtet. Der Käufer muss sich also um nichts kümmern. Man darf sich einen Namen und den Schlachttermin aussuchen. Außerdem bekommt man laufend Fotos, um zu sehen, wie es dem Schwein geht“, erklärt der Jungbauer, der den Hof als „Tierwohlstelle“ betitelt. „Die Cousine meiner Partnerin verleast Rinder und Hühner. Sie hat mich auf die Idee gebracht, auch einzusteigen und angeboten, unser Schweine-Leasing mitzubewerben.“

Michael Skuk und Katrin Park
Michael Skuk und Katrin Park © KK