Ein tristes Bild zeigt sich in zahlreichen Kärntner Innenstädten. Das geschäftige Treiben im Ortskern verwandelte sich vielerorts Schritt für Schritt in einen verlassenen Leerstand.

Griffens Bürgermeister Josef Müller (ÖVP)
Griffens Bürgermeister Josef Müller (ÖVP) © (c) Rosina Katz-Logar

„Wir wollten nicht zusehen, sondern das Thema aktiv angehen“, so Griffens Bürgermeister Josef Müller (ÖVP). Daher wurde eine Initiative zur Stärkung des Ortskernes ins Leben gerufen. Neun Jahre sind mittlerweile seit den ersten Gedanken und Ideen vergangen. „Wir waren unter den ersten drei geförderten Projekten des Landes“, blickt Müller zurück.

Im Mai 2016 wurde das Projekt mit Erhebung des Ist-Zustandes, der Bürgerbeteiligung sowie der Erarbeitung und Planung von möglichen Maßnahmen gestartet. „Es wurden annähernd 100 Vorschläge für eine Ortskernstärkung eingebracht, 24 Einzelmaßnahmen wurden in einem Maßnahmenkatalog einstimmig vom Gemeinderat als Arbeitsgrundlage beschlossen“, berichtet Müller.

Im Jahr 2017 wurden erste Projekte wie „Pumperlgsund“, eine Praxisgemeinschaft mit derzeit insgesamt 13 selbständigen Therapeuten und Gesundheitsdienstleistern in fünf Therapieräumen geschaffen – und zwar durch einen Umbau in einem ehemaligen 400 Quadratmeter großen Geschäft (Adeg) auf dem Hauptplatz.

Barrierefreie Gestaltung

Danach folgte auch der Bau des Sportklettersteiges auf den Schlossberg im Ortszentrum zur Belebung des Burgberges und als sportliches und touristisches Zusatzangebot für die Region Unterkärnten. Zentrale Elemente des Projektes waren auch eine Verkehrsberuhigung im Ortskern, die über den Hauptplatz Griffen führende Packer Straße (B 70) wurde umgebaut. Weitere Punkte: ein Verkehrsleitsystem vorrangig für die Besucher der Tropfsteinhöhle, ein Beschilderungssystem zur Handke-Ausstellung, die barrierefreie Gestaltung der Gehwege und damit die fast durchgängigen Zugänge zu den Wohn- und Geschäftsgebäuden.

Der Sportklettersteig in Griffen
Der Sportklettersteig in Griffen © KK/Grübler

Auch eine Neugestaltung des Kirchplatzes als Raum für Begegnungen wurde realisiert. Ein weiterer zentraler Teil war der Ankauf des sogenannten Burgstadls am Kirchplatz, der nunmehr als Ausstellungs- und Verkaufsfläche des Vereines „Tropfsteinhöhle“ genutzt wird und neben einer öffentlichen Toilettenanlage auch einen Veranstaltungssaal samt kleiner Teeküche, der für Hochzeitsfeiern, standesamtliche Trauungen, Feste und kleinere Kulturveranstaltungen dient. Müller: „Wesentlich bei allen Umsetzungsmaßnahmen war, die Herausforderungen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit zu implementieren.“

Rückblick: Die Präsentation des Projektes und der geplanten Maßnahmen im Rahmen der Bürgerbeteiligung durch Bürgermeister Müller und das Architektenteam
Rückblick: Die Präsentation des Projektes und der geplanten Maßnahmen im Rahmen der Bürgerbeteiligung durch Bürgermeister Müller und das Architektenteam © KK/Gemeinde

Alle Maßnahmen, die bis 2022 umgesetzt wurden, etwa bei der Neugestaltung des Kirchplatzes oder des Burgstadls, seien unter möglichst vollständiger Erhaltung der vorhandenen Materialien und Bauteile umgesetzt worden. „Die vorhandenen Steinplatten, Blumentröge und Pflasterungen wurden zum Beispiel entnommen, gereinigt und wieder verbaut“, hebt Müller hervor und führt weiter aus: „Architektin Silvia Forlati von ,share architects Wien‘ begleitet uns seit 2016 am Prozess.“

Mehr als 2,2 Millionen Euro wurden investiert. Der Großteil wurde durch Förderungen vom Land Kärnten, dem Bund und der EU-Leaderprojekte aufgebracht. Rund 300. 000 Euro steuerte die Marktgemeinde selbst bei. Neben den Investitionen der öffentlichen Hand haben bereits zahlreiche private Hausbesitzer seit Beginn des Projektes selbst in den Umbau oder die Instandsetzung ihrer Gebäude investiert. „Somit wurde zusätzlicher Wohnraum geschaffen und der Leerstand um zwei Drittel gesenkt“, meint Müller.

Abstimmen bis Ende Jänner

Das Projekt Ortskern Griffen ist nun vom Online-Magazin austria.architects.com zum „Bau des Jahres“ 2023 nominiert worden. Insgesamt sind 42 Bauten aus ganz Österreich nominiert. Das Publikumsvoting findet bis zum 31. Jänner statt. Für das Projekt kann jeder online unter www.austria-architects.com/de/BuildingOfTheYear/ abstimmen. „Nominiert zu sein ist eine Anerkennung, die uns besonders freut“, sagt Müller. Der Gewinner wird am 1. Februar auf der Homepage des Architektur-Magazins präsentiert.