Weil in Villach die Fernwärmekosten dreimal so hoch sein sollen, wie in Klagenfurt, fordert die politische Bewegung Verantwortung Erde jetzt eine Überprüfung der Tarife und der Monopolstellung des privaten Anbieters Kelag auf Bundesebene. "Viele Menschen sind gezwungen, die Fernwärmetarife zu akzeptieren. Die Preise werden dabei vom Monopolanbieter der Region festgelegt und sind nicht transparent. Das Ministerium ist dringend gefordert, die Monopole zu überprüfen und wenn nötig einzugreifen", sagt Erde-Stadtrat Gerald Dobernig.
Die Überprüfung soll vor allem zeigen, wie es zur Preisgestaltung in Villach kommt, wie hoch der Tarif im Vergleich zu anderen Städten ist und wie viel Gewinn von der Kelag abgeschöpft wird. Auch sollen Chancen der Kostenreduktion ausgelotet werden. Dobernig: "Stadt und Land müssen hier aktiv werden."
Kelag hält sich mit Zahlenangaben zurück
Adolf Melcher, Geschäftsführer der Kelag-Energie und Wärme, verweist auf ein seit 1992 gültiges Preisgesetz und eine Wertsicherung, die die Tarife regelt. "Es steht jedem frei, beim Ministerium eine Überprüfung anzufordern und wir werden dieser gegebenenfalls auch nachkommen. Generell erachte ich es aber nicht für sinnvoll, ständig über die Preise zu diskutieren. Diese waren bereits niedriger und es kündigt sich auch wieder eine Senkung an", sagt er. Dass die Tarife in Villach dreimal so hoch wären, wie in Klagenfurt, weist er zurück. Konkrete Zahlen werden aber nicht offengelegt. "In Villach hat sich der Tarif für ein Einfamilienhaus im Schnitt um circa 44 Prozent erhöht. Die Kunden zahlen mehr als in anderen Städten, es gibt aber auch Städte, in denen es noch teurer ist. Villach ist eine Region mit einem enormen Bedarf, wir werden massiv investieren, das erfordert auch höhere Einnahmen", sagt Melcher.
2022: Ein Jahr mit Rekordgewinn
Die Argumentation lässt die Kelag mit Blick auf Gewinn und die starken Anhebungen der Tarife in Kritik geraten. Nächste Woche will der Konzern die Bilanz für 2022 vorlegen. Bereits im ersten Halbjahr 2022 wuchs der Umsatz gegenüber dem Niveau des Halbjahres 2021 um 3,7 Prozent auf 627,4 Millionen Euro. Der Gewinn erhöhte sich um 37,2 Millionen Euro auf 131 Millionen Euro (2021: 94 Millionen Euro). Geht man von einem ähnlich starken zweiten Halbjahr aus, würde der Gewinn für 2022 bei mehr als 250 Millionen Euro liegen. 205 Millionen Euro waren im Vorjahr als Investition geplant, in den kommenden zehn Jahren sollen zwei Milliarden Euro in die Energiewende fließen.
Bürgermeister lädt zu Rundem Tisch
Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) will nun zu einem Runden Tisch laden: "Für eine Preisfestlegung ist ausschließlich das Wirtschaftsministerium zuständig. Eine Anregung zur Preisprüfung steht zwar jedem offen – auch der Gemeinderatspartei Erde. Eine konkretere Beantragung zur Überprüfung steht hingegen weder der Stadt Villach, noch dem Land Kärnten zu. Zudem dauert so eine Prüfung mehrere Monate, eventuell sogar Jahre. Dieser Weg ist ineffizient. Dennoch ist das Hinterfragen der derzeit hohen Villacher Fernwärmetarife legitim und dringend. Daher lade ich zu einem Runden Tisch mit der Kelag ein, um die Möglichkeiten auszuloten", sagt Albel.
In einem sind sich alle einig: Erneuerbare Energien müssen ausgebaut werden, der Anteil liegt in Villach laut Albel bei 80 Prozent.