"Ich bin seit 31 Jahren Tierärztin. So etwas habe ich aber noch nie erlebt. Ich bin einfach nur schockiert." Eine Tierärztin in Wernberg wird seit gestern wegen Facebook-Postings und Medienberichten an den Pranger gestellt.
Was war passiert?
"Gestern, kurz vor neun Uhr, erhielt ich einen Anruf auf meinem Handy. Eine Dame war am Telefon. Sie und ein Mann haben gesehen, wie auf der Bundesstraße gegenüber meiner Praxis eine Katze angefahren wurde. Sie stehen vor meiner Ordination und brauchen ärztliche Hilfe. Ich habe ihnen erklärt, dass ich unterwegs bin und es nicht in den nächsten zehn Minuten nach Wernberg schaffen würde."
Die Tierärztin verwies das Pärchen an die nächstliegende Tierarztpraxis.
"Weil sie aus Klagenfurt waren und sagten, dass sie sich in Villach nicht auskannten, beschrieb ich ihnen zwei Mal den Weg. Die Tierärztin ist leicht zu finden. Zudem ist das heute in Zeiten von Smartphones und Navis wirklich kein Mirakel, den Weg zu finden."
Welle von Hasspostings
"Am Nachmittag habe ich mitbekommen, dass Medien eine Geschichte veröffentlicht hatten, demzufolge ich die Katze hätte sterben lassen. Losgetreten wurde dies durch eine Google-Rezension eines Herren und einem anschließenden Posting des Tierschutzvereins." Schnell verbreiteten sich Hass-Kommentare gegen die Tierärztin. "Ich bin einfach nur fassungslos. Kundinnen riefen mich an, fragten: ,Was ist denn da los, das bist doch nicht wirklich du?' Meine Kunden kennen mich. Sie wissen, dass ich alles tue, um Tieren zu helfen. Wäre ich in der Nähe gewesen, ich hätte mich sofort ins Auto gesetzt und wäre hingefahren. Fakt aber ist: Ich war nicht dort."
Die Tierärztin spricht von Rufmord: "Zum Glück bin ich schon sehr lange dabei. Ich glaube bzw. hoffe nicht, dass ich Kunden verliere. Wenn du aber als Tierärztin am Anfang stehst und Derartiges über dich im Netz verbreitet wird, dann kannst du zusammenpacken. Da wird keiner mehr zu dir kommen." Kurz hat sie überlegt, rechtliche Schritte einzuleiten: "Wenn ich das Geld hätte, würde ich diese Medien klagen. Das habe ich aber nicht. Das kann ich mir nicht leisten."
Entschuldigung des Tierschutzvereins
Der Tierschutzverein hat das Posting inzwischen gelöscht: "Uns wurde vom Finder die Situation so geschildert, als dass er von der Tierärztin vor der Haustüre abgewiesen worden ist. Wir haben im Internet auch Anderes gelesen und versuchten vergeblich, den Finder telefonisch zu erreichen", sagte Tierheim-Leiter Jorge Montiel. "Es tut uns leid, was da ausgelöst wurde." Montiel hat auch die Tierärztin kontaktiert, wie diese bestätigt: "Herr Montel hat sich bei mir entschuldigt und zudem auch eine Entschuldigung auf Facebook gepostet."