Der Winter ist für Hubert Koch im wahrsten Sinne des Wortes eine haarige Angelegenheit. Die kalte Jahreszeit ist für ihn die optimale Zeit, um einer alten Tradition nachzugehen, die schon sein Vater, ein Holzknecht, gepflegt hat: dem Gamsbartbinden. Von seinem Haus am Heitzelsberg hoch über Eisentratten hat der 83-Jährige eine beeindruckende Fernsicht über das Liesertal bis zum Goldeck. Die einzelnen feinen Gamshaare, die er vor sich auf einem kleinen Werktisch ausgebreitet hat, sind mit freiem Auge hingegen kaum sichtbar. Mit seinen kurzen dicken Fingern sortiert Koch sie behutsam der Länge nach und fertigt daraus unterschiedlich große Büschel mit je 80 bis 200 Haaren. „Es ist eine Sisyphusarbeit. Viele wollten es bei mir lernen, hatten aber nicht die Geduld dazu“, lächelt Koch.