Schuhe. Der Eingangsbereich der Familie Battista-Tidl in Wernberg ist voll davon. Die meisten davon gehören „Papala“, seit geraumer Zeit gesellen sich aber immer mehr kleine und bunte dazu. Jene von Elias, der das Leben des Gastronomen-Ehepaares Werner Battista-Tidl und Manfred Tidl seit fast drei Jahren komplett macht. Seit Sommer 2021 sind die Gastronomen Eltern eines kleinen Buben und haben sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Einer, der in der Welt heterosexueller Menschen in den meisten Fällen weit schneller erfüllen kann, als in Verbindung mit einer Adoption.
Die zwei Villacher, die zusammen das Café Bellini in der Innenstadt betreiben, haben sich vor 19 Jahren kennen und lieben gelernt, sind 2011 eine eingetragene Partnerschaft eingegangen und haben 2020 geheiratet. Der Wunsch nach einem Kind wurde stärker, die Entscheidung fiel. „Ich wollte immer schon Kinder haben, egal ob biologisch eigene, oder adoptiert“, leitet Battista-Tidl ein.
Im Jahr 2015 wurde eine Adoption konkreter. Mit ihr kamen reihenweise juristische Details. „Erste Gespräche mit dem Jugendamt verliefen positiv. Dann haben wir die Kurse absolviert, die man vor einer Adoption durchlaufen und bestehen muss. Neben der körperlichen Gesundheit gibt es auch Gespräche mit Psychologen und immer wieder Termine mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Jugendamt“, erinnert sich der Jungvater zurück.
Kärntens erstes gleichgeschlechtliches Adoptivpaar
Grundsätzlich kann in Österreich jedes Paar ein Kind adoptieren, vorausgesetzt einer der potenziellen Elternteile ist über 25 Jahre alt, körperlich und psychisch gesund, nicht vorbestraft und familiär und finanziell abgesichert. Auch alleinstehende Frauen könnten adoptieren, dies kommt aber selten vor, wie die Statistik belegt. Zwei Männer als potenzielle Adoptiveltern sind freilich nicht häufiger. In Kärnten standen im Jahr 2022 zum Beispiel genau 24 Adoptivwerber auf der Liste und jährlich kommen mehr dazu.
Sechs Monate dauert die Frist, bis das Kind einem leiblichen Kind gleichgestellt wird
Im Falle der zwei Villacher hat es vom Ansuchen weg sechs Jahre gedauert, bis der erlösende Anruf kam. „Ich konnte es anfänglich nicht glauben, als es hieß, ich könnte ins LKH Villach, um den Kleinen kennenzulernen“, erinnert sich Battista-Tidl an den Tag vor fast drei Jahren zurück. Elias wurde damals nach einer anonymen Geburt den Ärzten und Mitarbeitern des Krankenhauses anvertraut. Dann ging alles ganz schnell. Muss es in den meisten Fällen auch. Der Anruf der Behörde kommt oft unvermittelt und die Bedenkzeit beträgt nur einen Tag und eine Nacht. Im Fall der Villacher gab es nichts zu zögern. Viel mehr zu tun. Rasch war die gesamte Familie und der Freundeskreis zur Stelle, um das Kinderzimmer vorzubereiten. Das Leben der beiden wurde über Nacht komplett verändert und Elias von Tag Eins der Mittelpunkt der Familie. „Wir waren von Anfang an ein eingespieltes Team, es lief einfach. Er hat von Beginn an im eigenen Zimmer geschlafen, wir haben schnell einen Rhythmus gefunden“, erinnern sich die Eltern zurück.
Dennoch war die erste Zeit auch von Unsicherheit begleitet, denn gesetzlich muss eine Frist von sechs Monaten vergehen, bis die Adoption vollzogen ist und das Pflegschaftsgericht die Adoption positiv abschließt. Seither sind und blieben die drei auch vor dem Gesetz eine Familie. Anfeindungen, Hürden, Vorurteile? „Nein. Bisher gab es noch keine Situation, sei es im Lokal, bei Freunden oder in der Nachbarschaft, in der jemand ein böses Wort verloren hat. Sollte das einmal so sein, wird seine Persönlichkeit so gefestigt sein, dass er die Situationen selbst klären wird“, sind sich die Gastronomen sicher. Für Elias ist das freilich Zukunftsmusik. „Alles was zählt, ist, dass es möglichst wenig Gemüse und möglichst viel Fleisch zu essen gibt“, scherzt einer der Väter. Elias liebt es, Autos abzuschleppen, Dinge zu reparieren, mit seinem Werkzeug und mit der älteren Hundedame Amy zu spielen, seinen Willen durchzusetzen. Ein ganz normaler Dreijähriger eben, mit einer besonderen Geschichte.