Ein Exklusivbericht der Kleinen Zeitung wirft Fragen auf. Wie kann es sein, dass einem so erfolgreichen Unternehmen, wie dem Fleischereibetrieb Ilgenfritz in Villach die Zahlungsunfähigkeit droht? Die Spekulationen reichen weit, an Fakten fehlt es und Geschäftsführer Karl Ilgenfritz Junior äußerte sich bislang nicht.

Was man weiß, ist, dass sein Großvater aus einem Einmannbetrieb einen Leitbetrieb geformt hat. Die Grundidee war simpel und von den Herausforderungen der Gegenwart weit entfernt. Ilgenfritz wollte als Fleischer in Villach die regionale Anlaufstelle für Kleinbauern aus der Umgebung sein. Sie sollten ihm Weidevieh und heimische Schweinerassen liefern, er sie schlachten, verarbeiten und verkaufen. Das Konzept ging auf und das Jahr 1989 wurde zum Wendepunkt für das Unternehmen. Damals wurde der städtische Schlachthof geschlossen und Karl Ilgenfritz Senior, der Vater des aktuellen Geschäftsführers, eröffnete in Warmbad einen modernen Schlachtbetrieb. Mit dem Einstieg von Karl Ilgenfritz III in die Firma im Jahr 2000 wurden der bis dahin bestehende Betrieb und der Schlachthof zusammengelegt und gemeinsam an den aktuellen Standort in die St. Josef Straße übersiedelt. Dort werden laut Website des Unternehmens 80 Mitarbeiter in Schlachterei, Produktion und Vertrieb beschäftigt. Sie bangen derzeit, denn Ilgenfritz ist in finanziellen Nöten und mehr als 100 Zulieferern aus Kärnten Geld schuldig. Nun bot der Unternehmer den Landwirten in einem offenen Brief einen 40-prozentigen Ausgleich an.

Spekulationen um Investor

Während die Zukunft des einst florierenden Villacher Betriebs, dem auch das Landeswappen verliehen wurde, offen ist, gibt es Spekulationen rund um einen Investor, der nun das Schlimmste abwenden soll. Gerüchten zufolge soll Ilgenfritz mit ihm in Gesprächen sein, der Deal müsste aber rasch über die Bühne gehen, passiert das nicht, droht die Insolvenz. Im Gespräch ist, wohl auch wegen der gleichen Branche naheliegend, Marcher. Die Villacher Fleischerei baut allerdings selbst gerade um Millionen aus und will sich zur gesamten Causa Ilgenfritz nicht äußern.

„Die Situation ist dramatisch“

Fest steht, dass die Fleischbranche vor enormen Herausforderungen steht. Das bestätigt auch Rudolf Frierss, Unternehmer und Obmann der Fleischwarenindustrie Österreich. „Die Lage ist absolut dramatisch. Die Rohstoffpreise haben sich teils verdoppelt, Energiekosten verfünffacht, dazu kommen deutliche Preissteigerungen bei Verpackungsmaterial und Logistik“, listet Frierss auf. Die Betriebe stehen mit dem Rücken zur Wand, da diese massiven Mehrkosten nicht weitergegeben werden können. „Ein beachtlicher Teil der Unternehmen schrieb im Vorjahr Verluste“, sagt Frierss.

Rudolf Frierss, Christoph Frierss und Kurt Frierss leiten das Unternehmen in fünfter Generation
Rudolf Frierss, Christoph Frierss und Kurt Frierss leiten das Unternehmen in fünfter Generation © Martin Hofmann

Hans-Peter Bäck, stellvertretender Geschäftsführer des steirischen Servicepartners für Schweinebauern „Styriabrid“, sieht auch die Schlachtbetriebe in einer Ausnahmesituation. „Fleischmengen haben sich reduziert, als Schlachtbetrieb kann man wegen der Lebensmittelablaufdaten allerdings nicht einfach auf eine Vier-Tage-Woche umstellen, um Kosten zu sparen. Und der Konsument sieht vor allem ein Schild und das ist das Preisschild“, sagt er. Beide fordern faire Preise in Supermärkten.

Bauern dürfen nicht auf dem Schaden sitzen bleiben

Die Landwirtschaftskammer Kärnten spricht bei der Causa Ilgenfritz von einer existenzbedrohenden Situation für Landwirte und fordert die Firma auf, getätigte Lieferungen abzugelten. „Die bäuerlichen Betriebe dürfen nicht auf dem Schaden sitzen bleiben. Sie haben ihren Teil der Vereinbarung schließlich auch zu 100 Prozent erfüllt. Jetzt ist die Firma Ilgenfritz gefordert, den Bauern den vollen Wert ihrer Tiere zu erstatten“, heißt es auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Bis 29. Februar haben die Gläubiger Zeit, das Angebot von Ilgenfritz anzunehmen, um in den kommenden zwölf Monaten zumindest 40 Prozent des Außenstandes zu bekommen.