Der Duft von frischem Obst verströmt ein feines Aroma, betört die Nase. In einer Schlange stehen Traktoren und Pkw mit Anhängern, voll beladen mit reifen Äpfeln vor dem "Presswerk Hochosterwitz Streuobstzentrum" neben dem Gasthof Schumi in Reipersdorf. Drinnen im Presswerk fließt der gepresste Obstsaft in Strömen. Das heurige Obstjahr bescherte den Obstliebhabern eine reiche Apfelernte – und auch eine ausgezeichnete Qualität. Das wohlschmeckende Naturprodukt bringen die Menschen aus ganz Mittelkärnten ins neue Obstpresswerk. "Schon die vierte Generation der Familie Schumi beschäftigt sich mittlerweile mit dem Obstpressen. Was im Jahr 1950 seinen Anfang nahm, hat sich bis heute zur modernsten Obstpressanalage Kärntens weiterentwickelt. Mit unserem neuen Presswerk wurde im Sommer 2022 die regionale Anlaufstelle für beste Obstveredelung neu errichtet. Für 100 Prozent Fruchtanteil im 100 Prozent eigenen Direktsaft aus eigenem Obst", sagt Christian Schumi, der gemeinsam mit Karl Adrian Reichhold das Projekt plante, errichtete und auch betreibt.
Modernste Technik
Die alte Presse war schon in die Jahre gekommen, es herrschte auch Raumnot. "Unser Ziel war die Schaffung eines Streuobstzentrums für landwirtschaftliche Betriebe, Buschenschenken, Direktvermarkter und private Kunden, welches kleinere Chargen ab einer Mindestmenge von 100 Kilogramm verarbeiten kann", sagt Schumi. Ein Ziel der Betreiber ist, höchsten Qualitätsansprüchen gerecht zu werden: "Dafür wurde ein neues Betriebsgelände erschlossen mit und modernste Technik errichtet", sagt Reichhold. Über die Investitionssumme gibt es keine Auskunft: "Im Rahmen eines schönen Einfamilienhauses bewegt sich unser Investment aber schon".
Vom Obstbaum in die Packung ist es in Reipersdorf nur ein kurzer Weg. In wenigen Arbeitsschritten wird das angelieferte Kernobst in einem ersten Schritt sortiert und mit einem innovativen Bürstenreinigungssystem von grobem Schmutz befreit. Dieses Verfahren garantiere eine höhere Sauberkeit in Verbindung mit einer großen Wassereinsparung. Anschließend erfolgt die eigentliche Waschung sowie eine erste Zerkleinerung mittels Rätzmühle für die Pressung. Die Pressung selbst übernimmt die moderne Einbandsiebpresse, welche "schonend arbeitet und eine höhere Ausbeute gewährleistet". Physikalisch und gänzlich ohne Chemie wird der Saft anschließend zentrifugiert, pasteurisiert und direkt in ein "Bag in Box"-System abgefüllt. In Drei-, Fünf- und Zehnlitergebinden wird abgefüllt. Beispielpreis: 30 Euro Grundgebühr plus 6,90 Euro für ein Zehn-Liter-Gebinde.
Fritz Fugger aus Tultschnig bei Klagenfurt hat im Internet von der innovativen Saftproduktion gelesen: "Meine beiden Kronprinzbäume lieferten 150 Kilo Äpfel, daraus erhalte ich 100 Liter herrlichen Apfelsaft. Das Schöne an diesem Presswerk ist, dass ich mein eigenes Obst in flüssiger Form zu einhundert Prozent zurück bekomme."
Führungen künftig möglich
Aufgrund des Ansturms, und um lange Wartezeiten zu vermeiden, arbeiten Schumi und Reichhold nach fixen Terminvergaben. Künftig sollen die Türen des Presswerks auch für Obstinteressierte, Schulen und Kindergärten offenstehen: "Mittels Führungen wollen wir einen Einblick hinter die Kulissen in die nachhaltige Nutzung und Verarbeitung des Kärntner Streuobstes geben", sagen Schumi und Reichhold.
Gert Köstinger