Wenn sich die Türen des alten Stadls bei St. Sebastian in der Gemeinde St. Georgen am Längsee öffnen, fällt der Blick sofort auf die rund 100 Kartons mit Sachspenden. "Der Stadl wurde uns von der Familie Khevenhüller zur Verfügung gestellt. Die Sachspenden kommen von den Bürgerinnen und Bürgern", erklärt Bürgermeister Wolfgang Grilz (FPÖ), der gerade einen Spendenkarton mit Jacken öffnet. 25 Personen, die aus der Ukraine geflohen sind, wurden in der Gemeinde mittlerweile aufgenommen.  Untergebracht wurden sie in Thalsdorf, Hochosterwitz und im Pfarrhaus in St. Georgen. Sieben Privatpersonen haben leer stehende Unterkünfte für die Familien zur Verfügung gestellt. Als Übersetzer und Helfer fungieren Maryna und Heinz Reichhold. Maryna ist Ukrainerin und arbeitet noch immer als Notarin in ihrer Heimat, sie war sehr betroffen, als der Krieg ausbrach. Sie koordiniert auch die Unterbringung geflohener Personen und arbeitet eng mit der Gemeinde zusammen. Die Dankbarkeit der Menschen ist zu spüren, immer wieder wird sie während des Interviews von den Menschen umarmt.

Die kleine Anna freut sich über den Stoffhasen, den sie bekommen hat
Die kleine Anna freut sich über den Stoffhasen, den sie bekommen hat © Gebeneter

Zwei der 25 Personen, die in St. Georgen eine Bleibe gefunden haben, sind Nataliia Serdiuk und ihre Tochter Veronika. Sie kommen aus Pokrowsk im Osten der Ukraine. Veronika ist zehn Jahre alt und soll bald die Volksschule besuchen. "Derzeit hat sie den Wunsch, Designerin zu werden", lächelt ihre Mutter. Natürlich sind Sorgen vorhanden. Die Kinder haben kein Deutsch gelernt. Englisch können sie nur ein wenig. "Veronika hat ein wenig Angst vor der Schule. Sie kennt hier niemanden und muss erst die Sprache erlernen. Sie hat Angst davor, Fehler vor ihren neuen Klassenkameraden zu machen", sagt ihre Mutter besorgt. Die Serdiuks wollen auch wieder zurück in die Ukraine, sobald der Krieg vorbei ist. Da die Familie nur mit dem Nötigsten geflohen ist, müssen auch noch Schulsachen für die Kinder organisiert werden. "Wir haben so viele Spenden bekommen, da ist sicher was dabei", wirft Grilz ein.

Nataliia und ihre Tochter Veronika sind aus Pokrowsk geflohen
Nataliia und ihre Tochter Veronika sind aus Pokrowsk geflohen © Gebenter

Ebenfalls sind Olha Barska und Sohn Ivan vor zwei Wochen aus Sumy im Nordosten der Ukraine angekommen. Die letzten zwei Monate ist der elfjährige Ivan noch zu Hause zur Schule gegangen, nun soll er bald Schüler der Volksschule Launsdorf werden. Er möchte einmal Architekt oder Koch werden. Ivan hält gerade ein Puzzle in der Hand, das er sich von den Spenden ausgesucht hat. Ein leichtes Lächeln ist ihm anzusehen. "Er ist schon nervös, möchte aber versuchen, sich in die Schule gut zu integrieren. Er würde sehr gern neue Freunde kennenlernen und freut sich schon auf die Schule", erklärt Olha Barska. Wenn sich die Lage beruhigt hat, möchte die Familie wieder zurück in die Ukraine. "Wie lange dieser furchtbare Krieg noch dauert, wissen wir leider nicht, hoffen aber auf ein baldiges Ende", sagt die Mutter.

Olha Barska und Ivan. Ivan freut sich schon auf den Schulbesuch in Launsdorf
Olha Barska und Ivan. Ivan freut sich schon auf den Schulbesuch in Launsdorf © Gebenter

In der Volksschule Launsdorf freut man sich schon auf die angekommenen Kinder. "Wir sind froh, dass wir helfen können. Am Freitag kommen die Kinder vorbei und schauen sich die Schule an. Und am Montag sollten sie schon starten. Eingestuft werden Ivan und Veronika für den Besuch der vierten Klasse. "Wir wollen die Kinder herzlichst willkommen heißen. Wir haben schon Bild-Wort-Kärtchen mit ukrainischen Begrüßungs-Redewendungen zusammengestellt und bei der Bank angefragt, ob man Stifte und Schulmaterial zur Verfügung stellen würde", erklärt die Schul-Direktorin Brigitte Lapusch. Zwar weiß Lapusch, dass die Kinder vor sprachlichen Herausforderungen stehen, sie ist sich aber sicher, dass es mit der Integration keine Probleme geben wird. "Wir sind eine kleine Schule mit wirklich lieben Kindern. Um das Einleben der Kinder mach ich mir keine Sorgen." Ebenso soll eine Integrationslehrerin die Kinder unterstützen.

Seitens der Gemeinde möchte man die Familien so gut es geht unterstützen. "Uns war es schon immer klar, dass wir den Menschen helfen möchten. Unterstützung kommt durch die Sachspenden und ein eigens eingerichtetes Spendenkonto", erklärt Grilz. Auch wird daran gearbeitet, die Leute am Arbeitsmarkt zu vermitteln. "Die Menschen wollen hier auch arbeiten. Wir unterstützen sie dabei und helfen ihnen bei der Jobsuche", betont Grilz. Er freut sich auch, dass andere Parteien, zum Beispiel die SPÖ und die ÖVP, bei der Spendenaktion an einem Strang ziehen. "Egal ob Vereine oder Gemeindebürger. Wir finden immer Unterstützerinnen und Unterstützer, die uns helfen. Die Dankbarkeit, die wir von den Familien zurückbekommen, ist enorm."

Bürgermeister Wolfgang Grilz war es ein Anliegen, so schnell wie möglich eine Spenden-Aktion zu organisieren
Bürgermeister Wolfgang Grilz war es ein Anliegen, so schnell wie möglich eine Spenden-Aktion zu organisieren © Gebeneter
25 Personen wurden in der Gemeinde St. Georgen am Längsee aufgenommen
25 Personen wurden in der Gemeinde St. Georgen am Längsee aufgenommen © Gebeneter