Seit dem vergangenen Wochenende gehen die Wogen im Kärntner Tourismus hoch. Der Meinungsforscher Christoph Haselmayer war in einem Restaurant in Pörtschach und zahlte acht Euro für einen Extra-Teller und jeweils 3,50 Euro für das Gedeck. Den Extra-Teller bestellte man, um sich die Vorspeise, das Beef Tartare, zu teilen. Der sogenannte „Räuberteller“ spaltet seit Tagen die Meinungen in ganz Österreich.

„Ich verfolge das Thema natürlich und mir fällt auf, dass die Meinungen auseinandergehen. Wir verstehen beide Seiten, den Wirt und die Gäste. Bei uns zahlt man 7,20 Euro für das Gedeck. Hier sind aber Brot, Aufstriche, warme Grüße aus der Küche, selbstgemachtes Oxymel sowie zum Abschluss ein Schnaps bei der Rechnung einkalkuliert. Für Supplements verrechnen wir nichts extra. Egal ob der Gast mehr Brot oder noch etwas Preiselbeere haben möchte. Dafür zahlt man bei uns nichts“, erklärt Elisabeth Warmuth-Liegl vom Gasthof Liegl am Hiegl in St. Peter.

Warmuth-Liegl sieht eher Schwierigkeiten bei der „No Show“ – also Gäste, die reservieren und nicht in voller Anzahl erscheinen. „Das wird in der gesamten Branche zu einem Problem. Wir können unsere Tische nicht doppelt vergeben. Wir sind ein kleinerer Betrieb, bei größeren Runden schieben wir die Tische zusammen. Wenn dann weniger Personen kommen, bleibt der Tisch oft unbesetzt. Das ergibt einen wirtschaftlichen Nachteil. Aber wir können nicht brachial für solche Situationen was verrechnen. Wir wollen unsere Gäste nicht verärgern“, erklärt Warmuth- Liegl.
Über den Betrag von acht Euro lässt sich laut der Gastronomin diskutieren. „Ich verstehe aber auch den Wirt. Bei einer Lage direkt am Wörthersee. Ich kann mir vorstellen, dass die Pacht sehr hoch ist und man hier natürlich wirtschaftlich agieren muss.“

Aufwand verdoppelt sich

Susanne Moser vom Gasthof Moser in Guttaring versteht den Klagenfurter Wirt. „Bei Erwachsenen verstehe ich die Gebühr. Ein zusätzlicher Teller ist immerhin mit mehr Besteck, einer zusätzlichen Serviette und mit einem besetzten Platz verbunden. Der Aufwand für den Gastwirt verdoppelt sich. Über den Preis von acht Euro lässt sich reden, aber grundsätzlich verstehe ich den Wirt.“ Beim Gasthof Moser zahlt man kein Gedeck und auch keine Gebühr für einen zusätzlichen Teller. „Ich muss gestehen, bei uns kommt es nicht so oft vor, dass die Gäste sich zu zweit eine Portion teilen. Das sind ab und zu Stammgäste und da auf einmal eine Gebühr einzuführen würde schon etwas Unmut mit sich bringen.“ Eine Gebühr für einen zusätzlichen Teller bei Kindern würde die Gastronomin nicht einführen . „An und für sich, sind die Speisen für eine Person kalkuliert. Wenn Kinder mit den Eltern mitessen, essen sie ja auch nur ein paar Bissen.“

Peter und Susanne Moser vom Gasthof Moser in Guttaring
Peter und Susanne Moser vom Gasthof Moser in Guttaring © Köstinger

Beim Nichterscheinen der Gäste sieht die Gastronomin kein Problem. „Natürlich würde ich mir eine bessere Reservierungskultur wünschen, damit wir Gastronomen besser planen und auch eine bessere Speisengestaltung durchführen können. Jedoch tritt bei uns sehr selten der Fall ein, dass jemand reserviert und dann nicht kommt“, erklärt Moser.

Wollen zufriedene Gäste haben

„Wir verlangen keine Gebühr für einen zusätzlichen Teller, weil wir zufriedene Gäste haben wollen. Wir verlangen aber ein Gedeck von 4,30 Euro. Hier sind aber Brot, Wasser, Aufstriche Würstel und eine warmer Gruß aus der Küche. Das Gedeck bringt mir als Koch auch die Zeit, die wir brauchen, da wir alles frisch zubereiten“, erklärt Johannes Magnet vom „Kunsthandwerk“ in Liebenfels.

Angelika und Johannes Magnet vom Kunsthandwerk in Liebenfels
Angelika und Johannes Magnet vom Kunsthandwerk in Liebenfels © Simone Attisani

„Ich verstehe den Wirt. In dieser Lage direkt am Wörthersee, ich möchte gar nicht wissen, wie hoch seine Pacht ist. Man braucht hier einen gewissen Umsatz, wenn man in dieser Lage überleben will. Ich zitiere gerne den Satz: ‚Die Gäste sind nicht netter geworden.‘“ Magnet ist schon mehr als 20 Jahre als Gastronom tätig. „Wir dürfen seit 22 Jahren diesen Beruf ausüben. Ich würde keine Gebühr für einen extra Teller einführen, ich möchte auch keinen verärgern. Außerdem sind wir hier am Land, da ist sowas schwer möglich. Aber was dieser ‚Räuberteller‘ in den Medien ausgelöst hat, ist nicht gut für unseren Tourismus“, betont Magnet.