Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen riesigen Stall. Sie nehmen einen angenehmen Heugeruch wahr. Vor Ihnen erstreckt sich eine große Halle mit 85 Kühen, die in dem mächtigen Gebäude fast klein aussehen. Verglichen mit anderen Kühen gibt es auf den ersten Blick keinen großen Unterschied. Nur dass diese 85 Kühe selbst entscheiden können, wann und wie oft sie gemolken werden.
Wie das möglich ist? Mit einem hochmodernen Melkroboter, der rund um die Uhr im Einsatz ist und melkt, sobald die Kühe gemolken werden wollen. Vor einigen Jahren noch waren automatische Melksysteme (kurz AMS) reine Science-Fiction. Auch Bauer Christian Lungkofler aus Deutsch-Griffen betrat damit Neuland: „2012 habe ich meinen Melkroboter installiert. Wirklich genaue Informationen hatte niemand für mich, da die Technologie noch so neu war.“ In Österreich gibt es momentan rund 800 Melkroboter, laut Landwirtschaftskammer 32 davon in Kärnten (Stand 2018). In den folgenden Jahren werden die Zahlen laufend steigen, da immer mehr Landwirte auf diese Technologie umsteigen. Immerhin bieten Melkroboter eine Vielzahl an Vorteilen: Die Landwirte erreichen damit höhere Milchleistungen und eine bessere Eutergesundheit der Tiere. Ein derartiger Roboter stellt zudem eine große Arbeits- und Zeitentlastung dar. Die Sicherheit der Landwirte wird verbessert, weil sie seltener ausschlagenden Kühen ausgesetzt sind. Zudem können wichtige Daten genauer erfasst und Krankheiten häufig früher erkannt und behandelt werden.
Obwohl ein Melkroboter eine Arbeitserleichterung darstellt, ist er auch mit Nachteilen verbunden. Die Umstellung kann einige Zeit dauern und ist finanziell aufwendig, da sowohl die Geräte als auch der dafür nötige Raum mit hohen Kosten verbunden sind. Wer einen Melkroboter am Betrieb einführen möchte, sollte außerdem technisch begabt sein. Natürlich ist auch nach der Umstellung viel zu tun. Manche Kühe kann der Roboter trotz Scan nicht melken, da er ihre Zitzenform nicht erkennt. Erwin Brunner von der Landwirtschaftskammer Kärnten sagt: „Mittlerweile hat die Sensortechnik so einen hohen Toleranzbereich, dass es nur selten Probleme mit den Zitzen gibt.“ In so einem Fall muss der Bauer das Melkzeug dann selbst anstecken.
Und so funktionieren diese AMS: Im Melkroboter befindet sich Kraftfutter, das die Kühe wie Schokolade in den Roboter lockt. Befindet sich die Kuh im Melkroboter, schließt sich hinter ihr eine Tür. Anschließend wird das Euter mit einem Sensor vermessen. Zuerst werden die Zitzen der Kuh gereinigt. Hygiene hat oberste Priorität. Dann steckt der Roboter den Melkbecher an und melkt die Kuh. Sobald der Milchfluss pro Minute unter einen bestimmten Wert fällt, wird die Kuh wieder entlassen und kann sich wieder den Bauch mit Heu vollschlagen. Mahlzeit!