Ich habe kein Interesse an Politik, weil es Wichtigeres gibt“, sagt ein Maturant (18). „Ich finde Politik schon spannend, aber weil ich als Nicht-Österreicher nichts beeinflussen kann, beschäftige ich mich nicht damit“, bedauert ein 17-jähriger Handelsschüler.

Die Beispiele zeigen: Viele Jugendliche interessieren sich nur mäßig für Politik. Hauptgrund: Sie fühlen sich zu jung, oder besser: Sie glauben, dass die Meinung Jugendlicher bei Erwachsenen nichts wert ist, lassen sich dadurch entmutigen und verzichten darauf, sich politisch zu engagieren.

Andere schätzen die Bedeutung von Politik höher ein. „Ohne Politik funktioniert unser Staat nicht“, sagt ein 18-Jähriger. „Politik betrifft uns alle und ist die Basis für unsere Zukunft“, ergänzt ein Altersgenosse. Bei manchen ist das Polit-Interesse so groß, dass sie bei Jugendorganisationen der Parteien mitwirken. „Ich würde gern mehr machen, aber dazu fehlt mir die Zeit“, sagt eine 20-Jährige aus der Jungen Volkspartei.

Typisch für viele ist die Aussage eines 18-Jährigen in unserer Schul-Umfrage: „Ich informiere mich durch das Fernsehen, das Internet und die Zeitung über den momentanen Stand der Politik und so machen das auch viele in meinem Alter.“

Die Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle teilt die optimistische Sicht auf Politik. Im Gespräch mit „Schüler machen Zeitung“ erklärte sie: „Jugendliche sind nicht politikverdrossener als Erwachsene. Aber sie glauben, zu wenig Wissen zu besitzen, um sich eine klare Meinung bilden zu können.“ Die Fachhochschul-Professorin findet es bedauerlich, dass Jugendliche häufig denken, sie könnten nichts zu Politik beitragen. „Dabei wünschen sie die Parteien mehr Mitsprache junger Leute.“

Die Polit-Kommentatorin weist auch auf Gefahren durch Internet und „Fake News“ hin: „Die Gesellschaft zerfällt in kleine Gruppen, die nicht miteinander kommunizieren. Wer sich nur mit seinesgleichen austauscht, fühlt sich in seiner Meinung immer mehr bestärkt und wird immer präsenter.“

Stainer-Hämmerle hat Verständnis für Jugendliche, die fürchten, „in die Fake-News-Falle zu tappen“. Oft ist es - nicht nur für Jugendliche - schwierig, herauszufinden, ob etwas der Wahrheit entspricht oder frei erfunden ist. Als Gegentherapie empfiehlt Stainer-Hämmerle, „sich vielfältig und aus unterschiedlichen Quellen zu informieren“. Denn zu den Grundlagen der Demokratie gehöre, sich erstens auszukennen, sich zweitens Zeit für Politik zu nehmen und drittens die Sicherheit zu haben, dass man für politisch-demokratisches Handeln nicht bestraft werde.

Auf dieser Basis dürfen sich Jugendliche darüber klar sein, dass das Gemeinwesen ohne Politik nicht funktioniert. Dazu gehört, dass junge Menschen zu ihren Meinungen stehen und sich weder die Politik noch ihren eigenen Zugang zur Politik schlechtreden zu lassen.