Immer wieder tauchte in den vergangenen Jahren der Verdacht auf, im Lienzer Talboden sei Klärschlamm oder Klärschlammkompost aus dem Klärwerk Dölsach aufgebracht worden. Und jedes Mal verlief die Causa im Sand. Jetzt flackert das Thema wieder neu auf. Der Kleinen Zeitung wurden Unterlagen und Fotos zugespielt, die beweisen sollen, dass kontaminiertes Material in landwirtschaftlich genutzten Böden in Dölsach, Nikolsdorf und Lavant eingearbeitet wurde – teils schon vor einigen Jahren. Im zugespielten Material werden von angeblich betroffenen Flächen Grundparzellennummern aus den jeweiligen Katastralgemeinden angegeben.
In Tirol ist in diesem Zusammenhang ein Faktum: "Die Ausbringung von Klärschlamm und Produkten, die Klärschlamm enthalten, auf landwirtschaftliche Grundflächen ist verboten. Darunter fällt auch Klärschlammkompost", sagt Kurt Kapeller, der Leiter der Umweltschutzabteilung im Landhaus. Das regelt das Feldschutzgesetz. Aus den vorliegenden Informationen geht hervor, dass etwa in Lavant im Bereich einer Bienenhütte vor fünf oder sechs Jahren eine große Menge Klärschlamm oder Klärschlammkompost aufgebracht worden sei. Die Fläche sei dann mit Schotter überfüllt worden.
Material aufgebracht und überdeckt?
Weiters soll auf landwirtschaftlichen Flächen in Stribach, Gemeinde Dölsach, auf großen Flächen verbotenes Material aufgebracht worden sein. Auch in Görtschach sollte das erfolgt sein. Dazu liegen Fotos vor. Meter hoch Klärschlammkompost soll sich auch auf Grundstücken in Lengberg (Gemeinde Nikolsdorf) befinden. Dort soll das aufgebrachte Material mit Erde überdeckt und die betroffenen Flächen teilweise aufgeforstet worden sein. Die Umweltabteilung des Landes will laut Kapeller diese Behauptungen jetzt prüfen.
Indes bestätigt Josef Mair, bis vor Kurzem Obmann des Klärwerkes Lienzer Talboden, dass der anfallende Klärschlamm zu Kompost verarbeitet werde. Und man habe zahlreiche Abnehmer, etwa im Bereich Straßenbau. Auch der Dölsacher Sportplatz sei auf Klärschlammkompost errichtet worden. "Und ich habe selbst im Garten Klärschlammkompost eingebracht", sagt er. Illegales Ausbringen stellt er vehement in Abrede.
Milchbetrieb wurde untersucht
Auf Kontaminierung geprüft wurde vor einigen Wochen ein landwirtschaftlicher Betrieb im Lienzer Talboden durch die Berglandmilch. "Aufgrund einer Anzeige", heißt es aus der Presseabteilung. Die Untersuchung brachte jedoch keine Hinweise auf Klärschlamm in Böden, auf denen Milchvieh weidet.
Das Osttiroler Klärschlamm-Thema zieht sich bis nach Oberkärnten. So soll seit Jahren von Oberdrauburg bis in den Bereich von Spittal auf verschiedenen Feldern Klärschlammkompost aus Dölsach aufgebracht werden. Dass dies verbotenerweise auch bei Milchbetrieben passieren soll, konnten weder die Agrarabteilung noch die Umweltabteilung der Kärntner Landesregierung bestätigen. "Uns ist davon nichts bekannt", sagt Günther Weichlinger, der Leiter der Umweltabteilung.