Der Krieg war gerade vorbei. Teile von Lienz lagen in Schutt und Asche. Die Stadt war in britischer Hand und 25.000 Kosaken, die auf den Schutz der Engländer bauten, hatten in Lienz ihr Lager aufgeschlagen. Mit den Briten war auch das schottische 8. Regiment der Argyll and Sutherland Highlanders hier stationiert.
Unter den Schotten befand sich Donald McLellan, 22 Jahre alt und Trommler. Der junge Mann war mitten drinnen – im Gewirr der Kosakentragödie an der Drau, ausgelöst durch die Briten.

Donald McLellan war mit dem 8. Regiment der Argyll and Sutherland Highlanders in Lienz stationiert.
Donald McLellan war mit dem 8. Regiment der Argyll and Sutherland Highlanders in Lienz stationiert. © kk/PRIVAT

In diesen dramatischen Tagen voller Verrat und Tod ist er – fern der Heimat – einer jungen Frau aus Lienz oder dem Talboden begegnet. Dieser Begegnung blieb nicht ohne Folgen, ihr entstammt eine Tochter. So viel ist sicher. Zur dauerhaften Liebe wurde die Beziehung nicht. Donald McLellan kehrte nach einem Jahr Lienz nach Sterling in Schottland zurück – zu seiner Familie. Dort wurde er 1946 Vater eines Sohnes. Don McLellan heißt dieser Spross, inzwischen 70 Jahre alt. Und der ist auf der Suche nach seiner Halbschwester. In einem schwachen Moment hat ihm sein Vater gestanden, dass er in Lienz eine Tochter hat. Das war das Einzige, was er seinem Sohn verriet.

Zufall oder nicht?

„Vor acht Jahren war Don McLellan das erste Mal in Lienz. Er hatte aber keinerlei Kontakte und wusste nicht, wo er mit der Suche nach seiner Halbschwester beginnen sollte. Er hat keine Namen, nichts“, sagt Elisabeth Ziegler-Duregger vom Verein „Bildung bringt Frieden“.
Der Zufall, falls es einen solchen gibt, wollte es wohl so: Heuer im Sommer war McLellan, der jetzt in Kanada lebt, wieder in Lienz. Am Hochstein lernte ihn Ziegler-Duregger kennen. „Er hat mir von seinem Herzensanliegen, von seiner Suche, erzählt. Ich war mit ihm dann am Kosakenfriedhof und er war tief berührt.“ Jetzt, vor Weihnachten, wandte sich Ziegler-Duregger an die Öffentlichkeit, um Don McLellans Halbschwester zu finden.

Die Hoffnung auf Hinweise, wer diese Frau sein könnte, lebt. Und McLellan verfasste einen berührenden Brief an seine unbekannte Halbschwester – übersetzt von Ziegler-Duregger, die sich freut, wenn sie Hinweise über den Verbleib bekommt. Kontakt: 0664-1551520

Don McLellans Brief an seine Schwester, die er nie kannte: