Schon kurz vor dem Start des diesjährigen Dolomitenmann lag am Lienzer Hauptplatz spürbare Spannung in der Luft. Denn selbst die 21. Auflage des sportlichen Extremspektakels hat in all den Jahren nichts von seinem Zauber, seiner Anziehungskraft verloren - in Massen strömten Zuschauer aus nah und fern auch am Samstag nach Lienz um hautnah am Geschehen dabei zu sein. Und den geschätzten 25000 Zaungästen wurde wieder einmal ein Event der Sonderklasse geboten. Hauptprotagonisten waren natürlich die 110 Viererteams, die für Ruhm und Ehre an's Limit ihrer Leistungsfähigkeit gingen. "Des isch brutal" ist unbestritten der am häufigst verwendete Satz an einem Dolomitenmann-Tag.

Vorjahressieger nicht zu bigen. Brutal, nämlich brutal schnell, war dieses Jahr wieder das Kolland Topsport Team mit dem Neuseeländer Jonathan Wyatt (Berglauf), Christian Amon (Paragleiten), Herwig Natmessnig (Kajak) und Alban Lakata (Mountainbike). Die Vorjahressieger waren auch 2008 nicht zu biegen, der Berglaufweltmeister Wyatt legte auf das Kühbodenthörl den Grundstein für den Erfolg. In einer Zeit von 1:22,50 Stunden erklomm er das Hochalpine Gelände, holte vier Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Marco Gaiardo (Team Robotunits) aus Italien heraus - zuviel für die Konkurrenz. So durfte dann Schlussmann und Lokalmatador Alban Lakata den Triumph in vollen Zügen genießen, als er unter lautem Jubel als erster die Ziellinie überquerte. "Es ist einfach ein Traum wenn du in deiner Heimat als Führender in Richtung Ziel fährst - mit Worten kaum zu beschreiben", strahlte er.

Windböen. Einen kürzeren Einsatz als geplant hatten diesmal die Paragleiter. Windböen mit bis zu 90 km/h verhinderten einen regulären Start, los ging's dann von der Moosalm. Dafür entschädigten sie das Publikum mit einer Fülle an waghalsigen und spektakulären Landemanövern. Und da war sogar das Zuschauen nur etwas für die Härtesten unter der Sonne.

Entbehrungen. Welche Entbehrungen so mancher Athlet bei seinem Dolomitenmann-Auftritt in Kauf nimmt, bewies Andreas Goldberger, Bergläufer des "Wings for life Team presented by Kleine Zeitung" wirklich eindrucksvoll. Denn "Goldi" verzichtete am Freitag Abend gar auf jegliche Nahrungszufuhr. "Jedes überflüssige Gramm wäre nur ein zusätzliches Ballast beim Laufen", philosophierte das "Schwergewicht". Doch die Kasteiung machte sich bezahlt. Der ehemalige Schiflugweltmeister kam am Kühbodenthörl als beeindruckender 14. ins Ziel, sein Team, mit Paraglider Gerald Amedseder, dem rasend schnellen Kajak-Olympiasieger Benoit Peschier und "Überflieger" Benjamin Karl, als Gesamt 13. unter den Profis.

Mensch gegen Material. Einen bleibenden Eindruck, vor allem bei Hauptsponsor Red Bull, verschafften sich die Amateure des "La Ola Kleinen Zeitung Teams" mit Werner Uran, Manfred Lobenwein, Benjamin Kraler und Georg Oberhammer. Paraglider Lobenwein hatte beim Landeanflug mit Turbulenzen zu kämpfen und danach keine Chance mehr dem riesigen Red Bull-Zielbogen am Leisacher Sportplatz auszuweichen. Das Duell Mensch gegen Material gewann allerdings Lobenwein klar: er setzte das aufblasbare Ungetüm nämlich außer Gefecht. Was allerdings nichts an der Platzierung änderte. Das Quartett lag zwar zwischenzeitlich auf dem sechsten Rang, schlussendlich blitzte Platz zehn in den Ergebnislisten auf. Wird nächstes Jahr wieder gestartet? Kanute Benjamin Karl: "Na ja, jetzt will ich einmal nichts davon wissen. Aber dabei bleibt es Erfahrungsgemäß nicht lang."