Ich will nur meine Tiere retten und ins Tal bringen", sagte Osttirols Bauernbundchef Friedl Schneeberger. Mit dem Fernglas hatte er aus einem Lawinenkegel auf dem Sommersteig zur Alten Prager-Hütte in Innergschlöss (Gemeinde Matrei) die Füße eines Schafes ragen sehen. Unter Einsatz seines Lebens stieg der Bauer in über 2000 Meter Seehöhe und grub mit seinem Sohn ein Schaf nach dem anderen aus den Schneemassen. Ein Hilfsflug des Bundesheers war gestern nicht möglich. Zu sehr blies der Wind über den Tauernkamm. So blieb nur ein Erkundungsflug des Innenministeriums, der den größten Teil der 1500 Schafe und Ziegen im Matreier Tauerntal aufspüren sollte.

Befürchtungen. "Die Situation ist nach den heftigen Schnefällen der letzten Tage katastrophal. Vermutlich sind schon viele der vermissten Tiere verendet", befürchtete der Matreier Bürgermeister und Einsatzleiter Andreas Köll. Immerhin liegen zwischen Alter und Neuer Prager Hütte eineinhalb Meter Neuschnee. Heute soll das rettende Futter für die Schafe aus der Luft kommen.

Futter. "In Kärnten war die Situation zum Glück nicht so dramatisch wie in Osttirol", sagte gestern Walfried Wutscher, Präsident der Kärntner Landwirtschaftskammer. "Der Boden ist warm, dadurch schmilzt der Neuschnee wieder recht rasch. Allerdings mussten die Bauern auch bei uns auf vielen Almen das Futter für das Vieh zuliefern."

Bundesheereinsatz. Den Einsatz des Bundesheeres anfordern musste gestern dennoch die Gemeinde Malta. "Im Großelend- und Kleinelendtal sind noch 130 Rinder und rund 300 Schafen und Ziegen auf den Almen. Der Abtrieb hätte erst in 14 Tagen erfolgen sollen", erklärte Friedrich Pöllinger, Amtsleiter von Malta, der das Bundesheer um Hilfe bat. Am Nachmittag war auch eine Alouette 3 von Klagenfurt aus in die betroffene Region geflogen und hatte dort Heu abgeworfen.

Festgesessen. Überrascht vom frühen massiven Wintereinbruch war Herbert Unterweger, Hüttenwirt auf der Osnabrücker Hütte (2040 Meter) im Großelendtal. Er saß gestern mit seiner Gattin und dem achtjährigen Sohn in der Hütte fest. "Dass es um diese Zeit zehn bis 15 Zentimeter schneit, kommt schon vor, aber 30 bis 60 Zentimeter Neuschnee sind eine absolute Seltenheit", erzählte Unterweger der Kleinen am Telefon.

Winde und Lawinen. Dazu kommen heftige Winde - Spitzen von bis zu 200 km/h sind möglich -, die zu enormen Schneeverfrachtungen führen. Kommt dann noch wie gestern die Sonne hervor, gehen zusätzlich Lawinen ab. "In den Gräben liegt meterhoher Schnee, viele Wege sind durch Lawinen verschüttet", schilderte Unterweger die Lage. Er selbst bleibt auf der Hütte, hofft aber, dass Frau und Sohn ausgeflogen werden können. "Der Bub muss am Montag in die Schule."