Mit dem Ausgang am Bezirksgericht Lienz war gestern der türkische Anwalt der Mutter von Yasemin Kobal, Yilmaz Basar, zufrieden. Der türkische Staat hat die österreichische Justiz um Rechtshilfe im Verfahren um die Obsorge der achtjährigen Lienzerin gebeten.

"Kein guter Vater". Der Vertrauensanwalt des österreichischen Generalkonsulates in Istanbul ließ sich nach der Verhandlung sogar dazu hinreißen, der Lienzer Familienrichterin Silvia Hopfgartner das Angebot zu unterbreiten, das Obsorgeverfahren in der Türkei weiterzuführen. "Das wird nicht gehen", sagte die Richterin. Zur Freude des Rechtsbeistandes von Franziska Kobal hatte nicht nur die Vorsitzende beigetragen, sondern auch Zeuge Evren Aydogmus. Er wurde zwar von der Gegenseite aufgeboten - bei seiner Einvernahme zeichnete er, nachdem er erklärte, von den Eheproblemen der beiden Kobals nichts Näheres zu wissen, kein gutes Bild von Yasemins Vater Bayram.

Die Lebensgeschichte. "Wissen Sie darüber mehr", fragte die Richterin. "Bayram hat 2004 während seines zweimonatigen Aufenthaltes in Lienz bei mir gewohnt", so der Zeuge. In dieser Zeit sei es zu intensiven Gesprächen über die Lebensgeschichte der Eheleute Kobal gekommen - und dass der Vater seine Tochter Yasemin sehr vermisste. Aydogmus: "Während dieser Unterhaltungen hat Bayram viel Alkohol getrunken."

Täglich eine Flasche Raki. Die Lienzer Familienrichterin hakte nach: "Hat er alleine oder außerhalb ihrer Wohnung Alkohol konsumiert?" Die Antwort des Zeugen: "Er war viel allein, da hat er eben getrunken." Auch Anwalt Yilmaz Basar interessierten diese Trinkgewohnheiten: "Was hat Herr Kobal konsumiert?" Dazu Aydogmus: "Bayram hat tägliche eine Flasche Raki, einen türkischen Schnaps gebraucht." In solchen Zuständen hätte er darüber geklagt, wie schlecht die Mutter Yasemin während ihres Aufenthaltes in Istanbul behandelt hätte.