65.000 Festmeter Holz verarbeitet die Waldgenossenschaft Iseltal (WGI) an ihrem Standort in Ainet in einem Jahr. 34 Mitarbeiter zählt Geschäftsführer Mario Sinn aktuell, gerade ist eine Mitarbeiterin neu hinzugekommen. Das Nasslager für Rundholzstämme, das in den Jahren 2020 und 2021 mit Unterstützung des Landes angelegt worden ist, entstand auf einer Fläche von 2,2 Hektar als Tirols erstes Nasslager für schnittfähiges Schadholz.. Das Lager hat sich zu einer Drehscheibe nicht nur für die Holzverwerter im Iseltal entwickelt, die Genossenschaft kauft auch im Osttiroler Pustertal ein. „Unser Nasslager erfüllt seinen Zweck sehr gut, wir liegen bei der Qualität über unseren Erwartungen“, berichtet Geschäftsführer Mario Sinn. Derzeit räumen spezielle Bagger mit Ladekränen das südliche Nasslager und bringen die Stämme zu den Verarbeitungsanlagen.

Mario Sinn führt die Geschäfte der Waldgenossenschaft Iseltal in Ainet
Mario Sinn führt die Geschäfte der Waldgenossenschaft Iseltal in Ainet © Christoph Blassnig

Die Nasslagerung erhält den Wert des eingelagerten Rundholzes

„Das Rundholz, das wir heute vom Lagerplatz holen, haben wir vor zwei bis zweieinhalb Jahren aufgestapelt“, erläutert der Geschäftsführer bei einem Rundgang. Durch das computergesteuerte Besprühen der Stämme mit Wasser konnte die Qualität des Holzes bei 85 bis 90 Prozent erhalten werden, im Vergleich zum Zeitpunkt der Anlieferung. Ohne diese Behandlung im Nasslager würde der Wert nur noch bei 30 bis 40 Prozent liegen, schätzt Sinn. „Dann hätten wir heute nur noch Brennholz und kein Schnittholz mehr.“ Das würde auch bedeuten, dass die Waldgenossenschaft teurer eingekauft hätte, als sie das Holz heute weiterverkaufen könnte. „Würden wir so wirtschaften, gäbe es uns bald nicht mehr.“

Die Nasslagerflächen erstrecken sich im Vordergrund, südlich und östlich des Sägewerksgeländes
Die Nasslagerflächen erstrecken sich im Vordergrund, südlich und östlich des Sägewerksgeländes © Christoph Blassnig

Das Nasslager wirkt wie ein Puffer

Das Nasslager erstreckt sich östlich und südlich des Sägewerksgeländes. Die Flächen stehen im Eigentum der Standortgemeinde Ainet. Die Genossenschaft hat die Grundstücke gepachtet. „Unser Nasslager kann man sich wie einen Puffer vorstellen“, verdeutlicht der WGI-Geschäftsführer. „Wir bauen die Lagerstätten über das Sommerhalbjahr langsam auf, und im Winter, wenn keine Bringung mehr stattfindet, wieder ab. Außerdem können wir das ganze Jahr über Bedarfsspitzen abfedern.“ In den zwei Vorjahren seien „gigantische“ Mengen an Holz angeliefert worden.

Wasser aus solchen Beregnerköpfen hält das gelagerte Holz nass
Wasser aus solchen Beregnerköpfen hält das gelagerte Holz nass © Christoph Blassnig

Trotz Käferplage nur wenig Holzlieferungen

Doch die Mengen gingen deutlich zurück, während der Preis für das heimische Holz im Jahresvergleich annähernd gleich blieb oder nur sehr langsam sinkt. Heuer sind in Osttirol weit weniger Stämme verfügbar, als es die aufgrund der Borkenkäferplage kahlgeschlägerten Hänge im gesamten Bezirk vermuten lassen würden. Im Frühjahr konnten die Unternehmen nämlich viel weniger Holz aus den Wäldern holen, als es vielleicht notwendig gewesen wäre. „Der milde Winter und die feuchte Witterung haben nicht nur die Böden, sondern auch die Zufahrtswege stark durchnässt“, begründet Sinn die knappe Verfügbarkeit des Rohstoffes. „Unsere Schwerlast-Fahrzeuge würden die Straßen und Wege durch ihr Gewicht beschädigen, selbst steckenbleiben oder könnten sogar abrutschen.“ Rundholz sei in Nordtirol zum Teil deutlich günstiger als im Bezirk Lienz. Die Waldgenossenschaft stellt eine stark rückläufige Nachfrage durch die Bauwirtschaft fest.

Die Maschinenführer müssen sehr konzentriert arbeiten
Die Maschinenführer müssen sehr konzentriert arbeiten © Christoph Blassnig

Nach AK-Kritik an „Preistreiberei“: „Sind an den Weltmarkt gebunden“

Im Vorjahr hatte der Tiroler Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl massive Kritik an den heimischen Zulieferbetrieben für die Stadtwärme in Lienz geäußert. Zangerl vermutete angesichts der riesigen Schadholzmengen in Osttirol Preisabsprachen unter den Lieferanten. Denn obwohl so viel Holz wie nie zuvor geschlägert und verarbeitet werden musste, hatte sich der Preis verdoppelt. Zangerl berichtete sogar von einer Erhöhung um bis zu 141 Prozent. „Wir sind an den Weltmarkt gebunden“, erklärt dazu Sinn. „Ähnlich, wie die Fernwärme an Energie-Indizes gebunden ist. Diese Systeme muss man vielleicht überdenken.“ Als der Preis in Amerika in die Höhe schnellte, zog Europa nach.

Simon Stöffler bedient eine Steuerung im Sägewerk der Waldgenossenschaft
Simon Stöffler bedient eine Steuerung im Sägewerk der Waldgenossenschaft © Christoph Blassnig

Faserholz aus Osttirol geht bis nach China

Der Geschäftsführer bestätigt außerdem, dass Osttiroler Holz zur Verarbeitung bis nach China verschifft wird. „Allerdings nur testweise und in sehr geringen Mengen über einen Exporteur im norditalienischen Raum. Wir liefern ausschließlich Faserholz für den Export. Dieses Faserholz dient als Rohstoff zum Beispiel für die Papierindustrie. Auch österreichische Pellets- und Plattenproduzenten und haben bei uns Faserholz eingekauft.“

Wie jeder andere Betrieb müsse die Waldgenossenschaft Iseltal Geld verdienen, rechtfertigt sich Mario Sinn. „Steigende Zinsen und die hohen Kosten für Personal und Produktion betreffen uns wie alle anderen auch“, sagt Sinn. „Ich kann sagen, dass wir sehr um eine faire Preisgestaltung bemüht sind.“ Anders als zum Beispiel Theurl Holz in Thal weise ein reiner Sägewerksbetrieb wie die Waldgenossenschaft nur eine sehr geringe Wertschöpfungstiefe auf.