Die Klassenkameraden in der 2a der Volksschule Debant wollten ihrem Kollegen David nicht recht glauben, was der Achtjährige da berichtete: „Bei uns daheim haben wir zwei Fuchsbabys!“ Doch selbst die größten Zweifler waren überzeugt, nachdem die gesamte Klasse bei David zu einem Besuch in der improvisierten Auffangstation in Stribach eingeladen war. Da waren sie: Zwei Fuchsbabys, die einen Monat lang bei David und seinen Eltern Sabrina Allmaier und Gerhard Unterreiner hausten. Zuletzt diente den beiden Findlingen ein Hasengehege als Unterkunft.

Die Klassenkameraden staunten nicht schlecht

Auf den Besuch der Schulklasse bereiteten sich David und seine Mama übrigens bestens vor: Auf einem Plakat hatten sie alle Informationen zusammengetragen, die Fuchseltern so kennen müssen. „Alle Kinder hörten uns sehr aufmerksam zu“, erinnert sich Allmaier. Die beiden jungen Füchse ließen sich tragen und streicheln. Um die Übertragung von Krankheiten auszuschließen, allerdings nur mit Handschuhen.

Die Schulklasse lernte, wie Füchse leben und was sie brauchen
Die Schulklasse lernte, wie Füchse leben und was sie brauchen © KK/Volksschule Debant

Die beiden „Findelkinder“ tauchten unverhofft auf

Dabei waren Davids Eltern im ersten Moment gar nicht begeistert, als ihnen die beiden Fellknäuel überreicht wurden. David dagegen strahlte über das ganze Gesicht. „Mein Mann ist Jagdausübungsberechtigter, deshalb waren wir plötzlich und unverhofft in der Verantwortung“, erzählt Allmaier. „Da es in Osttirol keine Pflegestelle gibt, haben wir uns nach einer Rücksprache mit dem Tierarzt selbst der Jungtiere angenommen.“ Es wurde vereinbart, die Füchse nach einigen Wochen in eine Auswilderungsstation in Nordtirol zu überstellen.

Fuxi und Foxi haben sich sichtlich wohl gefühlt
Fuxi und Foxi haben sich sichtlich wohl gefühlt © KK/Privat

Die beiden Findlinge durften also vorerst bleiben und erhielten Namen. Fuxi und Foxi wogen zu Beginn jeweils rund 600 Gramm und waren noch völlig hilflos. Zur Fortbewegung robbten sie über den Boden. „Wir haben sie mit Welpenmilch aus dem Tierbedarfshandel aufgepäppelt. Alle drei bis vier Stunden meldeten die Kleinen ihren Hunger. Zuerst nur durch leises Winseln, später dann immer deutlicher. Mit der Nachtruhe war es jedenfalls vorbei.“ Mehr als einmal weckte David seine Mutter: „Du musst aufstehen. Die Babys haben Hunger.“

Streicheleinheiten und Fläschenmilch lieben auch junge Füchse
Streicheleinheiten und Fläschenmilch lieben auch junge Füchse © KK/Privat

Die Aufnahme bei einer Jägersfamilie ist nicht selbstverständlich

Allmaier und ihr Mann sind beide leidenschaftliche Jäger. „Und eigentlich sind Jäger und Füchse ja keine engen Freunde“, räumt die Fuchsmama ein. „Ich persönlich sehe das aber entspannt. Der Fuchs gehört zu den Tieren des Waldes. Es mag andere Ansichten dazu geben.“ Die Jungtiere entwickelten sich rasch und machten mit verschiedensten Lauten auf sich aufmerksam. „Bellen, grunzen, winseln, ich kann es nicht besser beschreiben“, lächelt Allmaier.

Halbzeit bei der Pflegefamilie: Fuxi und Foxi wogen bald 1200 Gramm
Halbzeit bei der Pflegefamilie: Fuxi und Foxi wogen bald 1200 Gramm © KK/Privat

Auch die Fellfarbe änderte sich mit der Zeit. Die Kleinen waren zunächst eher grau und schwarz. „Die markante rötliche Färbung kam erst nach und nach deutlicher hervor“, berichtet Allmaier. In engem Austausch mit der Wildtierauffangstation in Innsbruck wurde das Futter verändert. Die Fläschchen wichen bald Hackfleisch, Gulasch und schließlich rohem Fleisch am Knochen.

Fuxi und Foxi werden im Herbst ausgewildert

Schließlich erreichten die Füchse ein Gewicht von mehr als zwei Kilogramm. „Gemeinsam mit David machten wir uns auf die große Reise nach Nordtirol“, erzählt die Fuchsmama. Die Wildtierabteilung des Tiroler Tierschutzverbandes bereitet Fuxi und Foxi zusammen mit zwei weiteren Fuchs-Findlingen auf die Auswilderung im Herbst vor. In Erinnerung bleiben werden der Jägersfamilie in Stribach nicht nur die beiden seltenen Pflegekinder, sondern auch der Besuch von Davids Schulklasse: „Das war eine ganz besondere Unterrichtsstunde.“

Ein Fuchsbetreuer wie aus dem Bilderbuch: David Allmaier
Ein Fuchsbetreuer wie aus dem Bilderbuch: David Allmaier © KK/Privat