Demenz ist eine fortschreitende und unheilbare Erkrankung des Gehirns. „Die Betroffenen können sich die vermeintlich einfachsten Dinge des Alltags nicht mehr merken“, beschreibt Verena Bramböck, Verantwortliche der Koordinationsstelle Demenz des Landes Tirol, die Folgen. Erster Ansprechpartner bei Verdacht sollte der Hausarzt sein. „Man muss sich klar machen, dass das Gehirn physiologisch nicht mehr funktioniert. Belastende Verhaltensweisen treten also nicht aus Bosheit, Bequemlichkeit oder Ignoranz auf. Hat man diese Tatsache einmal verinnerlicht, fällt der tägliche Umgang mit den Auswirkungen der Erkrankung leichter.“

Auch Betroffene sind willkommen

In Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe Osttirol bereitet das Landesinstitut für Integrierte Versorgung (LIV) den dritten Praxistag Demenz vor, der am Samstag, 15. Juni, in der Landwirtschaftlichen Lehranstalt stattfinden wird. Obwohl die Veranstaltung noch nicht beworben wurde, ist bereits mehr als die Hälfte aller Plätze vergeben. „Wir freuen uns sehr, dass unser Angebot immer besser angenommen wird“, erklärt Daniela Meier. Nicht nur pflegende Angehörige, auch die Betroffenen selbst sind ausdrücklich willkommen. „Im frühen Stadion stehen alle mit Fragezeichen da. Beim Praxistag findet man Antworten.“

Belastbare Erhebungen zur Zahl der Betroffenen gibt es noch nicht. Hochrechnungen gehen von 13.000 Fällen in Tirol aus. In Osttirol nimmt man an, dass 900 bis 1000 Menschen mit der Diagnose Demenz leben. „Tatsächlich trifft es natürlich viel mehr Leute, weil sich auch für die Angehörigen vieles ändert“, sagt Bramböck. Vier von fünf Betroffenen leben eingebettet in der Familie. Das soll auch so bleiben, denn Plätze in den Wohn- und Pflegeheimen sind rar und werden nicht ausgebaut. „Demenz braucht Kompetenz. Da setzen wir an.“

Daniela Meier lädt zum dritten Praxistag Demenz in Osttirol
Daniela Meier lädt zum dritten Praxistag Demenz in Osttirol © Christoph Blassnig

Acht Workshops zur Auswahl

In insgesamt acht Workshops, alle sind kostenlos, vermitteln Fachleute Praxiswissen. Es geht zum Beispiel um die wertschätzende Kommunikation mit den Erkrankten, die den schleichenden Verlust ihrer Persönlichkeit verkraften müssen. Das gesamte Familiensystem kann ins Wanken geraten. Rollen müssen neu definiert und eingeübt werden. Erstmals behandelt einer der Workshops das Thema Überforderung, die in Formen der Gewalt umschlagen kann.

„Wenn man früh genug ansetzt, geht man einer drohenden Eskalation erfolgreich aus dem Weg“, bekunden die beiden Verantwortlichen. Es lasse sich viel Leid verhindern. „Wenn Angehörige bei mir im Wohn- und Pflegeheim vorstellig werden, sind sie oft völlig verzweifelt. Vieles von dem, was sie mir dann schildern, müsste nicht sein.“ Im Unterschied zur professionellen Pflege würden Angehörige emotional pflegen, sagt Meier. „Eine schützende Mischung aus Distanz und Achtsamkeit kann man lernen. Und natürlich haben die Pflegenden selbst Bedürfnisse.“

Anmeldeschluss ist am 7. Juni. Der Praxistag beginnt um 9 Uhr und dauert bis 16.30 Uhr. In den Räumlichkeiten der Landwirtschaftlichen Lehranstalt bauen zwölf heimische Einrichtungen Informationsstände auf. Auch die Verpflegung ist kostenlos. Anmeldung telefonisch unter 0664 38 56 606 oder per Mail an info@selbsthilfe-osttirol.at.