Der Vortrag „Hakenkreuz und Maurerkelle“ von Gottfried Kalser, Tanztechnik mit Irina Falkner, Choralgesang unter der Anleitung von Alois Lorenz Wendlinger, ein Vortrag zur Verbindung von Demenz und Depression: Das ist nur eine kleine Auswahl aus den Angeboten, die das Bildungshaus Osttirol in den nächsten Wochen im Programm hat. „Insgesamt organisieren wir 400 Veranstaltungen pro Jahr“, berichtet Monika Reindl, die Leiterin des Bildungshauses. „Im Vorjahr haben wir 10.000 Besucher gezählt, und es werden wieder mehr, nach einem deutlichen Einbruch in Folge der Corona-Pandemie.“
Die Diözese Innsbruck unterhält in Tirol insgesamt drei solche Einrichtungen: Das Bildungshaus St. Michael in Matrei am Brenner, das Bildungshaus Osttirol in Lienz und das Haus der Begegnung in Innsbruck. „Diese Häuser sollen geistige Heimat sein für die Leute vor Ort. Ich wünsche mir, dass die Menschen auch in Lienz dieses Basislager für Bildung für sich neu entdecken“, erklärte Bischof Hermann Glettler bei der Grundsteinlegung für den Umbau des Widums vor einem Jahr.
Widum St. Andrä um fünf Millionen umgebaut
Das historische Pfarrhaus von St. Andrä wurde unter Einbeziehung des Denkmalschutzes grundlegend renoviert und erweitert, bei einem Kostenrahmen von rund fünf Millionen Euro. Ein beträchtlicher Teil dieses Geldes stammt aus Spenden, auch etliche Künstler haben Werke zum Verkauf zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der Bauarbeiten stießen Fachleute bei archäologischen Grabungen auf einen Erdkeller aus römischer Zeit und förderten zahlreiche Münzen zutage.
Herzstück des Bildungshauses ist ein neuer Fest- und Veranstaltungssaal für bis zu 200 Personen im früheren Innenhof. Weiters stehen den Besuchern zwei Seminarräume, eine möblierte Terrasse und ein bestehender kleiner Sportplatz im Pfarrgarten zur Verfügung. „Über einen Fußweg sind auch der Campus Lienz und die Spazierwege an der Isel in Minuten erreichbar“, verweist die Leiterin auf eine reizvolle Umgebung.
„Wir verstehen uns als offenes Haus und wollen uns am neuen Standort noch weiter öffnen“, spricht die Leiterin eine Einladung aus: „Wer in der Nähe ist und sich auf diesem historischen Boden umschauen oder ausrasten will, ist uns stets herzlich willkommen.“ Von Montag bis Freitag sind eine kleine Cafeteria mit Fair-Trade-Automat im Foyer und die Sitzgelegenheiten auf der Terrasse öffentlich zugänglich, zumindest zu den Bürozeiten zwischen 8 und 17 Uhr.
Feierliche Eröffnung am 25. Mai
„In der Karwoche ziehen wir am neuen Standort, auf den wir uns sehr freuen, ein“, kündigt Reindl an. Nicht weniger als 20 Jahre lang war das Bildungshaus Osttirol in wenig attraktiven Räumlichkeiten im Telekom-Gebäude eingemietet. Diese „Übergangslösung“ findet mit dem baldigen Bezug des Widums ein Ende. Die Eröffnung ist am 25. Mai angesetzt. Auftakt der Feierlichkeiten wird ein Jazz-Frühstück sein. Den ersten großen Vortrag hält am 5. April der Lienzer Dekan Franz Troyer, der dazu zahlreiche Bilder von einer Zypernreise mitbringt.
Räumlichkeiten können gemietet werden
Die Stadt Lienz hat sich für ihre Unterstützung für 20 Jahre vertraglich das Recht gesichert, im Bildungshaus Veranstaltungen durchzuführen. „Außerdem kann der Saal von jedem, der möchte, gemietet werden“, betont Reindl. Der Kühlgerätehersteller Liebherr etwa setzt bei Mitarbeiterschulungen schon lange auf Räumlichkeiten des Bildungshauses. Einer der beiden neuen Seminarräume wird mithilfe modernster technischer Ausstattung Videokonferenzen ermöglichen. „Manche unserer Vorträge führen wir bei uns im Bildungshaus durch und übertragen sie zusätzlich live über das Internet. Die Einladung dazu bekommen alle Interessierten über einen Link“, führt die Leiterin aus. Denkbar sei, das Haus zukünftig auch für Co-Working-Angebote zu öffnen.
Insgesamt arbeiten für die Bildungseinrichtung der Diözese in Lienz sieben Beschäftigte, vier davon in Vollzeit. Hinzu kommen an die 20 ehrenamtliche Mitarbeiter, verteilt in Gemeinden überall im Bezirk. „Ein beträchtlicher Teil unserer Veranstaltungen findet nämlich genau dort statt, wo die Leute sind. Wir dürfen das Basislager sein“, greift die Leiterin das Bild des Innsbrucker Bischofs auf.