Ohne viel nachzudenken haben Karin und Michael Halbfurter aus Dölsach vor acht Jahren damit begonnen, Nutzhanf anzubauen. Wurde in den Anfangszeiten noch auf einem halben Hektar Hanf angebaut, so sind es mittlerweile fünf Hektar. Mit viel Geduld und Experimentierfreude probieren sie jedes Jahr eine neue Sorte aus. Schließlich gibt es, so Halbfurter, 50 verschiedene Sorten, die legal angebaut werden dürfen. Geerntet wird mit einem Mähdrescher, den Halbfurter zu seiner persönlichen Erntemaschine umfunktioniert hat.

Doch der Einsatz von Mähdreschern begrenzt die Anbaufläche auf ebene Tallagen. Für Hanfanbau am Hang gibt es derzeit keine Erntemaschinen. Das hat Alois Bauer aus Schwaz dazu bewogen, eine neue Erntemaschine, die vor allem im alpinen Gelände zum Einsatz kommen soll, zu entwickeln. Die Familie Halbfurter durfte Teil dieser Entwicklung sein. Eingefädelt hat diese Kooperationen Valentine Troj von der Uni Innsbruck. Im Zuge des Projektes hat der Dölsacher Landwirt zwei Jahre lang auf 1400 Metern Seehöhe Hanf angebaut, dann kam der Alpinhanf-Harvester zum Einsatz. Nach einer Niederlage im ersten Jahr konnte im vergangenen Jahr erfolgreich geerntet werden. Allerdings ist die neue Erntemaschine noch nicht vollständig ausgereift. Derzeit kann nur der Stängel geerntet werden. Das Ziel ist, auch die Blüten und Blätter getrennt zu ernten. „Soweit sind wir aber noch nicht“, sagt Bauer.

Hanfasern in Trekkingstöcken

Der Dölsacher Hanf ist aber auch bei anderen innovativen Projekten gefragt. Die Halbfurters lieferten an den Hersteller Leki Hanfasern für die weltweit ersten Trekking-Skistöcke aus Hanf. Mehrere Jahre hat Leki daran getüftelt, bevor sie im vergangenen Jahr auf den Markt gebracht wurden. Mittlerweile baut Leki selbst dafür Hanf an.

Michael Halbfurter mit seinen Hanf-Skiern
Michael Halbfurter mit seinen Hanf-Skiern © KK/Halbfurter

Doch damit nicht genug. Auch Michal Halbfurter selbst fährt auf seinen Hanf ab, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. „Mit unseren Hanffasern konnten wir zusammen mit Spurart Innsbruck die ersten Hanfski selber bauen“, freut sich Halbfurter. Sein Fazit: „Ich habe noch nie so einen gewaltigen Ski gehabt“, sagt er, gibt aber auch offen zu, dass er ihm für Skitourengehen zu schwer ist. Spurart ist übrigens eine Skibauwerkstatt, in der sich Wintersportler ihre eigenen Ski, Snowboards oder Splitboards bauen lassen können. Jene Ski von Halbfurter sind also ein Unikat, man kann sie aber bei Spurart sicherlich nachbauen lassen.

Skier aus Hanf im Entwicklungsstadium

Die gute Nachricht ist, dass derzeit an professionellen Hanf-Ski gearbeitet wird. In dieses Projekt involviert sind zehn Partner, darunter die Dölsacher Familie, Spurart und Atomic. Statt Kunststoff-, sollen Hanffasern in die Ski eingearbeitet werden. Allerdings könnte es noch etwas dauern, bis die Hanf-Ski auch tatsächlich auf den Markt kommen.

Und auch was seine Felder betrifft, ist Halbfurter weiter in Expertentierlaune, auch wenn er schon einige Rückschläge einstecken musste. Der Anbau von Quinoa und Safran ist gescheitert, ebenso wie Blaumohn. Beim Letzteren will er aber noch nicht klein beigeben und heuer erneut einen Versuch starten. Was schon seit Jahren erfolgreich läuft, ist der Anbau von Biosenf auf circa einem Hektar Fläche. Die Senfkörner, die geerntet werden, werden vom Deferegger Bernd Troger zu Senf verarbeitet. Zudem soll heuer auch erstmals Hirse angebaut werden. Ob dieser Feldversuch klappt, wird sich zeigen.

Die Familie Halburter lieferte Fasern für die weltweit ersten Trekking/Skistöcke aus Hanf, die Leki auf den Markt gebracht hat
Die Familie Halburter lieferte Fasern für die weltweit ersten Trekking/Skistöcke aus Hanf, die Leki auf den Markt gebracht hat © Halbfurter