Welche Folgen dieser Ausflug haben würde, den Andreas Egger mit seiner Frau Elfi und den Kindern Silvia und Gerold Anfang 1969 unternahm, war nicht zu erahnen: Gemeinsam waren sie den zugewachsenen Hang zur Burgruine Sommeregg "heraufgekraxelt. Einen Weg gab es damals nicht, aber ich wollte meiner Familie die Ruine zeigen", erinnert sich der heute 91-Jährige noch gut an jenen Tag.

Durch ein Loch in der Mauer gelangten die Entdecker in die Burg und wurden im Hof mit einer traumhaften Aussicht auf den Millstätter See und die Umgebung von Treffling belohnt. "Meine Frau sagte: Hier wäre schön ein Kaffeehaus! Ich sah daraufhin nur den Felsen hinunter in die Tiefe."

Noch im selben Jahr gekauft

Doch der Gedanke ließ das Paar, das erst 1961 aus Kanada nach Seeboden zurückgekehrt war und die Pension Seeblick aufgebaut hatte, nicht mehr los. Bis sie die Ruine samt 4,5 Hektar Gelände noch im selben Jahr von der Baronin, die im dazugehörigen, um 1700 erbauten Schlössl ohne WC und Wasser hauste, kauften.

Schwerarbeit in jeder freien Minute

Bis der Burghof, so wie heute, Gäste zum Genießen und Verweilen einlud, arbeitete Egger in jeder freien Minute, lichtete den Wald, legte einen Weg zur Burg an, schaffte Schutt mit der Radeltruhe aus den verfallenen Räumen, baute mit den Steinen neue Mauern, ja sogar einen halben Turm, wieder auf und gab ihnen sicheren Halt. Immer darauf bedacht, den Charakter der stolzen Burg nicht zu verletzen. Den Zement dafür mischte Egger am Fuße der Burg und schaffte ihn per Schrägaufzug dahin, wo er ihn gerade brauchte. Die Stiege in den Turm hat der damalige Pensionsbesitzer dem Gemäuer selbst abgerungen, mit dem Ziel dort unter einer gemütlichen Holzdecke einen Gastraum einzurichten.

Noch heute zeugt das Wappen von Andreas Egger und seiner verstorbenen Frau Elfi am Tor zum Aufgang zur Burg von den ehemaligen Besitzern
Noch heute zeugt das Wappen von Andreas Egger und seiner verstorbenen Frau Elfi am Tor zum Aufgang zur Burg von den ehemaligen Besitzern © Camilla Kleinsasser

"Anfangs wurde ich belächelt"

"Die Leute haben mich anfangs für verrückt gehalten und wenn ich mir die Fotos heute ansehe, kann ich es selbst kaum glauben. Die Burg war wirklich in desolatem Zustand", schildert Egger und zeigt in der Burgschenke, wo heute Rittermahle gefeiert werden, auf das Gewölbe hinter der Theke. "Dort sind Bäume gewachsen, die Sonne hat hereingeschienen. Doch schließlich konnte ich hier in der Schenke und im Hof Ende der 1970er Jahre die ersten Gäste empfangen. Nachdem sichergestellt war, dass niemand mehr über die Felsen hinunterpurzeln konnte", sagt Egger lachend und streicht mit der Hand über einen der schweren Holztische. "Diese Tische und Bänke habe ich selbst gezimmert – aus Brettern, die ich im Schlössl im Dachboden gefunden habe. Sie stehen immer noch da." Und dürften in den vergangen fast 50 Jahren schon einiges erlebt haben.

Eröffnungsfest nach fast zwei Jahrzehnten

Sukzessive nahm das Projekt und damit Eggers Lebenswerk, das schlussendlich viel mehr wurde, als ein Kaffeehaus, Gestalt an: 1984 kam der Speisesaal zwischen Turm und Schenke dazu. Nach fast zwei Jahrzehnten harter Arbeit gab es 1987 ein offizielles Eröffnungsfest der Burg in ihrer heutigen Form. "Es war unvorstellbar, was da los war. Dabei gab es nur Schmalzbrote und Kleinigkeiten zum Essen", sagt Egger und lacht.

Burg wurde zum beliebten Treffpunkt

Burg Sommeregg avancierte zum Treffpunkt: Der Duft aus Backstube und Restaurant lockte Besucher ebenso an, wie die Aussicht von der Dachterrasse und die "Ritterromantik" der alten Gemäuer. Mit Musik- und Kulturveranstaltungen – dort, wo jetzt das Foltermuseum die Schauerlichkeiten des menschlichen Geistes zeigt – machte man sich einen Namen. Im Winter gab es eine Eisbahn für die Schützen und auf dem zum 400 Jahre alten Jägerhäusl gehörenden Teich, den Egger vor dem Versumpfen bewahrte, konnte man eislaufen und zwischendurch Kaffee und Kuchen von der Burgherrin genießen.

Andreas Egger mit seinem Nachfolger Frank Riegler im Speisesaal, den Egger mit eigenen Händen errichtete
Andreas Egger mit seinem Nachfolger Frank Riegler im Speisesaal, den Egger mit eigenen Händen errichtete © Camilla Kleinsasser

Verkauf an die Familie Riegler

1992 verkaufte Egger Burg und Schlössl an die heutige Besitzerfamilie Riegler, mit der er guten Kontakt pflegt. Eggers Sohn, der alles übernehmen wollte, war 1983 bei einem tragischen Unglück ums Leben gekommen.

All diese Erinnerungen arbeitet Andreas Egger, der 1975 für Verdienste um den Denkmalschutz und 2008 mit dem Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet wurde, derzeit mit dem ehemaligen Pädagogen Erich Pak aus Gmünd auf, um daraus ein Buch entstehen zu lassen. Obwohl er seine eigene Leistung gern bescheiden abtut und nicht gern im Mittelpunkt steht. Doch ohne die tausenden Stunden, in denen Egger die Burg wieder liebevoll zum Leben erweckt hat, wäre sie heute nicht das, was sie ist: Ein beliebtes Ausflugsziel, das immer noch den Entdeckergeist weckt und Geschichte und Kulinarik mit Abenteuer verbindet.

Andreas Egger beim Durchsehen alter Zeitungsartikel und Fotos mit Erich Pak
Andreas Egger beim Durchsehen alter Zeitungsartikel und Fotos mit Erich Pak © Camilla Kleinsasser