Es ist ein Pilotprojekt, das an der RHI Magnesita gerade Schule macht. Adrian Igerc und Aleksandar Karanfilov haben sich unter den Bewerbern durchgesetzt und starteten vor zwei Jahren mit Lehre und Studium. "Das Maschinenbaustudium war mir zu theoretisch. Dann bin auch auf den Studiengang 'Systems Engineering' von der FH Kärnten gestoßen", erzählt Karanfilov, der 2017 nach Österreich kam, um sich weiterzubilden. Der Wahlvillacher absolviert mit Igerc die Doppellehre Prozesstechnik und Elektrotechnik.
Am Ausbildungsprojekt sind außerdem noch die Fachberufsschule Villach, die Lehrwerkstätte GPS sowie die Betriebe Infineon und Flex beteiligt. "Durch unseren neuen, zentralen Leitstand hat sich ein weiteres Berufsfeld entwickelt. In Zukunft können alle Produktionsbereiche wie Tunnelofen, Schmelz und Aufbereitung zentral gesteuert werden", schildert Reinhard Zammernig, technischer Leiter im RHI-Werk Radenthein.
Roboterarme und autonome Stapler
Seit dem Frühjahr lernen die angehenden Fachkräfte alle Prozesse rund um die Herstellung der Feuerfeststoffe kennen. "Die Komplexität beim Zusammenspiel aller Anlagen hat mich überrascht", gibt Igerc offen zu. Durch die Automatisierung sind etwa selbstfahrende Stapler im Einsatz oder Roboterarme, die die feuerfesten Steine schlichten. "Die Teamarbeit ist in diesem Zusammenspiel besonders wichtig. Unsere Aufgabe wird es dann sein, die Anlagen abzustimmen und die Prozesse zu optimieren", fügt Karanfilov hinzu. Stehzeiten und Produktionszyklen sollen minimiert werden.
Durch die hohen Anforderungen nehmen sie derzeit auch eine 6-Tage-Woche in Kauf. "Wir wissen, worauf wir hinarbeiten. Schließlich werden wir innerhalb von nur viereinhalb Jahren mit zwei Lehrabschlüssen und einem Bachelor belohnt", sind sich die beiden einig. Außerdem würden andere nebenbei arbeiten, um sich das Studium leisten zu können. "Wir verdienen unser Geld in der Ausbildungszeit."
Dass sie im Werk von der jahrzehntelangen Berufserfahrung von Elektrikern, Schlossern und Maschinenbauern lernen können, wissen sie ebenfalls zu schätzen. "Durch die Lehre lernen sie die Anlage besonders gut kennen, auch um später bei Störungen die Fehler lokalisieren zu können", sagt Zammernig. Die vielen Kameras, die ihre Bilder an den Leitstand liefern, helfen dabei. Neben den Anlagen gilt es, alleine 300 Silos im Kopf zu behalten. Die alles andere als banale erste Frage lautet daher immer: "Standort bekannt?"