Es war durch Bernhard Kohls Dopinggeständnis die vielleicht ungewöhnlichste Wahl zum "Sportler des Jahres" - wie denken Sie darüber?
THOMAS MORGENSTERN: Für mich ist die Situation schwierig und ich will dazu eigentlich auch nicht viel sagen. Nur: Ich kannte Bernhard Kohl schon vor seinem Erfolg, aber natürlich ist die Tatsache, dass er gedopt war, sehr enttäuschend. Ich war schockiert, als ich davon erfuhr.

Mit einem einem Gesamtweltcupsieg im Gepäck sind Sie aber ein mehr als ein würdiger Titelträger. Was bedeutet die Auszeichnung?
MORGENSTERN: Ganz ehrlich: Es ist ein Wahnsinn. Mir ist bewusst, dass ich in einer Reihe mit den ganz großen Stars des Sportlandes Österreich stehe. Die vergangene Saison war für mich einfach genial, es ist ein schöner Schlusspunkt und gleichzeitig Anknüpfungspunkt für meine Zukunft. Ich fühle mich geehrt.

Wie praktisch, mit Ihren Kollegen wurden Sie gemeinsam als Team des Jahres ausgezeichnet.
MORGENSTERN: Wir sind eine gewachsene Mannschaft, die sich untereinander in die Augen schauen kann.

Schispringen erfährt ja einen eher geographisch begrenzten Zuspruch - in vielen anderen Sporarten wären Sie mit Ihren Erfolgen ein Weltstar. Nagt das nicht ein wenig?
MORGENSTERN: Ach was! Schispringen ist einzigartig: Die ganze Sache dauert nur wenige Sekunden, aber wie viele auf der Welt gibt es wirklich, die nachvollziehen können, was in diesen Sekunden passiert? Es ist ein beinharter Sport - auch wenn wir nicht Hunderte Kilometer abspulen müssen. Ich glaube, der Vergleich passt: Wir spulen die Kilometer im Kopf ab.

Ihre Ziele für diese Saison?
MORGENSTERN: Ganz klar ein Sieg bei der Vierschanzen-Tournee und dann der Weltmeistertitel. Das sind die Fixpunkte am Horizont.

Angenommen, Sie erreichen in dieser Saison Ihre beiden großen Ziele - WM und Vierschanzentournee - was dann?
MORGENSTERN (lacht): Dann finde ich sicher andere. Nein im Ernst: Ziele können sich im Sport und im Leben schnell ändern. Ich kann im Weltcup sicher noch auf Jahre hinaus vorne mitspringen - über ein Karriereende denkt man in meinem Alter einfach noch nicht nach.

Welcher Moment Ihrer Sportkarriere hat Sie geprägt?
MORGENSTERN: Das ist relativ einfach zu beantworten. Jedes Mal, wenn ich die gelben Jacken meines Fanclubs sehe, weiß ich, dass da unten meine Familie und meine Fans stehen und mich anfeuern. Meine Erfolge sind eine Möglichkeit, ihnen zumindst teilweise zurückzugeben, was Sie mir gegeben haben.