Was für eine atemberaubende Location, diese Londronsche Reitschule in Gmünd! Eine hohe, rechteckige, weiße Halle mit Wandsäulen aus Stuck und breitem Kuppelgewölbe. Feine, luftige Atmosphäre für ein Tanztheaterstück.

Uraufführung. Andra K. Schlehwein bespielt den Raum sensibel mit ihrer Uraufführung "Right in the middle of something I can't see". Zwei Publikumstribünen aus Holz an den Längsseiten, dazwischen ein quadratischer, weißer Tanzboden, ausgebreitet wie ein Teppich für sechs Tänzerinnen und einen Tänzer. Das fehlende technische Equipment wird zur Tugend. Üblicherweise sitzt das Publikum im Dunkeln. In Gmünd stellen Deckenleuchten und Bodenfluter das Format "Tanztheater" wie in einer Galerie aus. Die fein ziselierten "Kunstkörper" der Tanzenden und die "Alltagskörper" des Publikums visualisieren das Verhältnis von Zentrum und Peripherie. "Wie komme ich auf direktestem Weg ins Zentrum?", will Andrea K. Schlehwein wissen. Die unablässige Sichtbarkeit von Tanzenden und Publikum ist eine reizvolle Antwort auf ihre Frage.

Sehenswert. Abgesehen von der kreativen Verräumlichung bleibt Schlehweins Choreographie jedoch diffus. Anfänglich meditativ - die süßen Wickelkostüme (Midori Kawamura) aus Shirt und Hose verweisen auf klösterliches Mönchstum - kippt die konzentrische Umkreisung ins Illustrative und löst sich just zu barocken Klängen des Absolutismus in ausgelassener Fröhlichkeit auf. Eine Rückkoppelung ihres subjektiven Zugangs auf eine gesellschaftliche Ebene hätte für mehr Klarheit gesorgt. Dennoch bleibt "Right in the middle of something I can't see" sehenswert.