Erdbeben sind ein fester Bestandteil der Geschichte Kärntens. Besonders das Erdbeben von Villach im Jahr 1348 hat Spuren hinterlassen. Es löste einen massiven Bergsturz aus, der das untere Gailtal landschaftlich veränderte. Auch das Erdbeben in Gmünd von 1690 richtete schwere Schäden an, während das sogenannte Friaulbeben von 1976 das Gailtal mit einem Schreck davonkommen ließ, aber in Italien fast 1000 Menschenleben forderte. In der Region bebt es immer wieder. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Naturgefahren? Diese Frage haben Forscherteams aus Jena und Hannover in den letzten Jahren untersucht – mit einer besonderen Untersuchung in Maria Luggau.

Seit 2021 untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland Erdbebenaktivitäten im Gail- und Lesachtal. Auch im August dieses Jahres machten sie wieder Halt in Maria Luggau, um Gesteinsproben zu analysieren. Der Grund für das Interesse? Die Periadriatische Störung, die sich über 700 Kilometer erstreckt und eine der bedeutendsten geologischen Störungslinien Europas darstellt, durchzieht die Region. Solche Störungen sind verantwortlich für Erdbeben, da sie Spannungen in der Erdkruste erzeugen, die sich in Form von Beben entladen. Die bei diesen Beben entstehende Reibungswärme hinterlässt Spuren im Gestein, und diese gilt es, zu entschlüsseln. Insbesondere Gesteinsproben aus Maria Luggau liefern den Forschenden wertvolle Daten.

Wer ist für die Erdbeben verantwortlich?

Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigen, dass das Gail-, Lesach- und Pustertal in den letzten 250.000 bis 1.000.000 Jahren von starken Erdbeben heimgesucht wurden. Diese Beben wurden durch Bewegungen an der Periadriatischen Störung ausgelöst. Besonders bemerkenswert: Die Aktivität dieser Störung hielt wesentlich länger an, als bisher angenommen. Frühere Annahmen gingen davon aus, dass die Erdbebenaktivität in dieser Region bereits vor fünf Millionen Jahren endete. Die neuen Ergebnisse belegen jedoch das Gegenteil.

Trotz dieser neuen Erkenntnisse gibt es Entwarnung: Heute sind schwere Erdbeben, die durch die Periadriatische Störung ausgelöst werden könnten, äußerst unwahrscheinlich. Auch die historischen Erdbeben, wie das Villacher Beben von 1348, lassen sich nicht auf diese Störung zurückführen. Wer mehr erfahren möchte, kann die bisherigen Ergebnisse online einsehen. Aktuell werden die magnetischen Eigenschaften der in diesem Jahr gewonnenen Gesteinsproben analysiert, um die bisherigen Ergebnisse zu verifizieren.

Vortrag über Naturgefahren

Am 4. Oktober wird Karl Krainer von der Universität Innsbruck im Kultursaal von Dellach über eine weitere Naturgefahr sprechen: Massenbewegungen wie Bergstürze und Muren. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr und verspricht Einblicke in die dynamische Geologie Kärntens.