Österreicher haben einen enormen Fleischverbrauch und positionieren sich daher mit ihrem Konsum EU- und weltweit im vorderen Feld. Um dieser Entwickung entgegenzuwirken, sind Insekten seit Jänner 2023 als Ersatzprodukte und sogenannte „neuartige Lebensmittel“ zugelassen. Sie müssen mit einer E-Nummer auf der Rückseite der Packung gekennzeichnet werden. Doch welche Insekten gelten als Ersatzprodukte? Die Produktionsfirmen verwenden unterschiedliche Krabbeltiere, zur Auswahl stehen unter anderem der gelbe Mehlwurm, die europäische Wanderheuschrecke und die allseits bekannte Hausgrille. Die Produktpalette ist vielfältig, die Tiere sind in gefrorener, getrockneter, pastenartiger oder pulverförmiger Konsistenz bereits in sämtlichen Backwaren, Nudeln, Soßen oder Suppen zu finden. Enthalten sind sie auch in Snacks wie Schokolade und Chips.

Weitere aus Insekten gewonnene „Ersatzprodukte“ wären auch die Farbstoffe Karmin und Schellack. Karmin wird aus ausgekochten und zerquetschten Schildläusen gewonnen. Zu finden ist es in Marmeladen und in alkoholischen Getränken. Der Farbstoff wird mit der E-Nummer 120 markiert. Schellack stammt aus dem Herz von Schildläusen. Zum Einsatz kommt die harzige Substanz mit der Kennnummer 904 unter anderem bei Schoko Bons und M&M’s, um die Oberfläche der Süßigkeiten appetitlich glänzen zu lassen.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5BR des Porciagymnasiums in Spittal bildeten das Redaktionsteam
Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5BR des Porciagymnasiums in Spittal bildeten das Redaktionsteam © KK/Privat

Kärntens Insekten-Vorreiter setzt auf Weinbergschnecken

Doch was bewegt Menschen, diese ungewöhnlichen Ersatzprodukte zu kaufen und zu essen? Ein potenzieller Grund sind die Gesundheits-Vorteile: Die Insekten-Lebensmittel enthalten unter anderem große Mengen an Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B und wichtige Mineralstoffe wie Kupfer, Eisen, Magnesium und Zink. Auch die Insekten selbst werden vor ihrer Verarbeitung gesund ernährt. Gefüttert werden sie unter anderem mit Mais- und Erbsenschrot, Getreide, Soja, Karotten, Äpfeln oder Kartoffeln. Haben sie die perfekte Größe erreicht, werden die Insekten durch das Absenken der Temperatur schonend getötet. Dieses Verfahren ist Experten vorbehalten. Selbstgesammelte Krabbeltiere sind nicht für den Verzehr geeignet, da sie Parasiten und Bakterien übertragen können und nicht den hygienischen Standards entsprechen. Einer dieser Insekten-Experten ist Christoph Salanda. Er setzt in seinem Familienbetrieb, Kärntens erster „Feinschneckerei“ in Krumpendorf, auf Schnecken. „Wir waren mit den Tieren am Markt unzufrieden und wollten deshalb selbst für beste Qualität sorgen. Schneckenfleisch ist sehr gesund, weil es unter anderem die gesunden Fettsäuren Omega-3 und Omega-6 beinhaltet. Wir verkaufen sie vor allem an Gastronomen in Kärnten, liefern aber auch nach Salzburg oder Wien. Die Produkte kommen sehr gut an“, sagt Salanda, der rund 60.000 Schnecken züchtet.

Umfrage: Was halten Jugendliche von den Insekten-Snacks?

Während sich Kärntens Gastronomen experimentierfreudig zeigen, sind Geschäfte noch zurückhaltend. Auch eine Umfrage mit rund 150 Schülerinnen und Schülern ergab, dass sich der Trend noch nicht durchgesetzt hat. Von allen befragten Jugendlichen im Alter von 15 bis 18 Jahren gaben nur 12 an, Mehlwürmer dem unter Sportlern gängigen Proteinpulver vorzuziehen. Nur fünf Befragte ernähren sich vegetarisch oder vegan und auch sie bevorzugen „bekannte“ Ersatzprodukte wie beispielsweise pflanzlichen Fleischersatz. Dies lässt sich, laut den Befragten, auf die Tatsache zurückführen, dass Insekten am Lebensmittelmarkt kaum vertreten sind und selten in Werbungen oder auf Plakaten zu sehen sind. Nur 16 Teilnehmer gaben an, bestimmte Ersatzprodukte zu kennen. Sie seien zwar offen, diese zu probieren, allerdings sind noch über 90 Prozent der Schüler „klassische“ Fleischkonsumten.

Schülerkommentar: „Sind Insekten das Nahrungsmittel der Zukunft?“

Einer davon ist Ulrich Reinmüller, der anzweifelt, dass Insekten das Nahrungsmittel der Zukunft sein werden: „Themen wie der Klimawandel werfen die Frage auf, ob es sinnvoll wäre, Insekten als Proteinquelle der Zukunft zu nutzen. Argumentiert wird auch mit dem erhöhten Eisen- und Vitamingehalt. Vernachlässigt werden jedoch Faktoren wie Proteinmangel, die potentielle Übertragung von Krankheiten und Parasiten und ein erhöhter Fett- und Salzanteil. Zudem ist die Insekten-Zucht nicht mit einer veganen Ernährung vereinbar. Es handelt sich auch hier um Tiere, die teilweise in industrieller Massenhaltung gezüchtet werden. Zudem sind in den letzten 27 Jahren 75 Prozent aller fliegenden Insekten verschwunden. Diese Tiere dann auch noch zu essen, wäre nicht förderlich.“

Ulrich Reinmüller
Ulrich Reinmüller © KK/Privat