Schon im 13. Jahrhundert gehörte die Ortenburg gegenüber von Spittal/Drau zu den bedeutendsten Burgen Kärntens und darüber hinaus. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde sie von den Grafen von Ortenburg weiter ausgebaut. Der Historiker Markus J. Wenninger stellt nun seine Erkenntnisse zum ungewöhnlichen Ausmaß und ungefähren Baubestand der Ortenburg vor. Er wirft damit „neues Licht auf eine alte Burg“.

„Vor allem die Reste von Gebäuden im Wald unterhalb der Ruine haben lange Zeit zu wenig Beachtung erhalten“, erklärt Wenninger. „Bei der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Ortenburg wurden meistens nur die auf der Kuppe des Felssporns unter dem Goldeck liegenden ältesten Teile der Burg wahrgenommen. Doch es gab, dokumentiert durch umfangreiche Mauerreste, weitere, von einem geschlossenen Mauerring umgebene Gebäude. Vor allem auf der Basis dieser Reste lässt sich ein neues Gesamtbild der Ortenburg und ihrer Entwicklung entwerfen.“

Historiker Markus J. Wenninger von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Historiker Markus J. Wenninger von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt © KK/PRIVAT

Wenninger, außerordentlicher Universitätsprofessor in Ruhe am Institut für Geschichte der Universität Klagenfurt, hat eine Bestandsaufnahme vorgenommen. Der Turm der Marhube, die Oberburg, die mittlere Burg, die Unterburg, die Burgkapelle und die ehemalige Wasserversorgung der Burg werden mit Hilfe von Geländescans, ergänzt durch Begehungen des Geländes, ausführlich beschrieben.

Ortenburg hatte neun oder zehn Türme

Wenninger stellt Bezüge zu bisherigen Quellen und Darstellungen her, wobei es ihm gelingt, neue Rückschlüsse auf die Baugeschichte des Gebäudekomplexes zu erarbeiten. Die Bedeutung der Ortenburg ist anhand ihrer Größe ablesbar: Insgesamt 2,7 Hektar beträgt die Fläche innerhalb der Umfassungsmauern. Kärntens zweitgrößte Burg, Hochosterwitz, misst 2,32 Hektar. An dritter Stelle steht die Burg Landskron mit 1,65 Hektar. „Zumindest neun, wahrscheinlich zehn Türme konnte sonst keine Burg aufweisen, von den anderen Bauten gar nicht zu reden“, ergänzt Wenninger.

Sturm und Erdbeben hinterließen eine Ruine

Die Burg hat seit dem Ende des 17. Jahrhunderts eine lange Geschichte der Zerstörung hinter sich. 1690 riss ein heftiger Sturm große Teile der Dächer von der Burg, im selben Jahr entstanden durch ein Erdbeben weitere Schäden. Nach erfolgten Instandsetzungsarbeiten überließ man ab Ende des 18. Jahrhunderts die Burg dem Verfall. Nach dem Erdbeben von 1976 kam es zu unsachgemäßen Reparaturen der Burgruine, die heute zu einem verfälschten Bild des ursprünglichen Gebäudekomplexes beitragen.

Der Historiker sieht viel Potenzial für weitere Forschungsarbeiten zur Ortenburg: „Damit diese Arbeiten weitere Erkenntnisse zutage fördern können, ist eine genaue Aufnahme und Vermessung aller vorhandenen Reste vordringlich.“