Wenn Einkaufen und Kochen für ältere Menschen zu beschwerlich wird, liefert „Essen auf Rädern“ fertig zubereitete Mahlzeiten nach Hause. In Oberkärnten gibt es dafür mehrere Anbieter. Rund 160 Mahlzeiten werden von der Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärnten (AVS) im Bezirk Spittal täglich verteilt. 21 Mitarbeiter sorgen an 365 Tagen für einen reibungslosen Ablauf – und das bei jeder Wetterlage. Das Gebiet erstreckt sich von Radenthein bis nach Heiligenblut. „Weil der Bezirk Spittal sehr groß ist, haben wir ihn in sieben Sprengel aufgeteilt“, sagt Christine Maier, Einsatzleiterin im Bezirk.
Jeweils zu Wochenbeginn erhalten die Essensempfänger einen Menüplan. Daraus können sie wählen, an welchen Tagen sie beliefert werden wollen. „Wir stellen für Pensionisten, die sich selbst nicht mehr versorgen können oder für Familien mit beeinträchtigten Kindern zu“, sagt Maier. Die Kosten sind selbst zu tragen, für die Berechnung braucht es einen Einkommensnachweis. Maier: „Der Zustellpreis richtet sich an der Höhe der Pension.“ Für die AVS gekocht wird unter anderem von den Gasthäusern Pirkebner, Penkerwirt und Landgasthof Unterwirt sowie vom Wohnheim Danhofer.
Als „stagnierend“ beschreibt Maier die Entwicklung in den vergangenen Jahren. Während Corona sei die Nachfrage sehr hoch gewesen: „Es ist eine Kostenfrage, die Leute müssen sparen, deshalb ist die Nachfrage nach der Pandemie wieder zurückgegangen.“ Die Suche nach geeignetem Personal stellt sie vor große Herausforderungen. „Es muss jeden Tag ein Fahrer da sein. Die Wettersituation kommt erschwerend hinzu. Es ist kein leichter Job“, schildert Maier.
26.000 Portionen jährlich
In der Stadtgemeinde Spittal sind vier Angestellte für die Essensauslieferungen zuständig. 2023 wurden rund 26.000 Portionen verteilt. „Zwei Wochen im Vorhinein bekommen unsere Kunden einen Plan, in dem sie eintragen, wann sie ein Essen haben wollen“, informiert Martina Schweiger. Gekocht wird im Kolpingheim. Zu den Essensbeziehern zählen hauptsächlich Pensionisten, auch hier richtet sich der Preis nach dem Einkommen.
Wie bei der AVS verzeichnete die Stadtgemeinde einen Anstieg in den Corona-Jahren. Schweiger: „Wir mussten eine Obergrenze festlegen, weil wir es sonst nicht mehr geschafft hätten.“ Auch vor der Stadtgemeinde macht der Mitarbeitermangel nicht Halt. „Im Großen und Ganzen sind wir gut aufgestellt, aber auch für uns ist es schwierig. Wir haben eine Stelle ausgeschrieben, auf die es kaum Rückmeldungen gab“, sagt Schweiger.
Nachfrage steigt, weil Menschen älter werden
Auch das Hilfswerk Kärnten stellt in Winklern, Heiligenblut und Stall Essen, das vom Sozialhilfeverband gekocht wird, zu. Für die logistische Abwicklung ist Bezirksstellenleiter Josef Pleikner zuständig. Im restlichen Bezirk Spittal liefert das „Hilfswerk-Menüservice“. Der Bezirk ist in fünf Touren aufgeteilt und wird täglich von acht Mitarbeitenden angefahren, die rund 250 Kunden beliefern. 2023 wurden im Bezirk Spittal 83.000 Portionen, hauptsächlich von der Diakonie Waiern zubereitet, geliefert.
Das dreigängige Menü kostet 13,57 Euro, inklusive Zustellung und Mehrwertsteuer. In einigen Gemeinden gibt es Förderungen. Der Bedarf steigt, weil die Menschen immer älter werden. „Aufgrund der Größe des Bezirks Spittal und Gastronomie-Schließungen merken wir eine steigende Nachfrage. Wir arbeiten an einer zufriedenstellenden Lösung“, sagt Nicole Fischer, Sprecherin des Hilfswerks Kärnten.
„Warteliste wird immer länger“
Margret Scheurer, Einsatzleiterin der AVS Hermagor, schickt vorweg, dass die Warteliste an Personen, die dringend Unterstützung bräuchten, immer länger wird. Laut ihr fehle es an Wertschätzung vonseiten der Regierung gegenüber den Mobilen Diensten. Ein Anfang wäre es, den Lohn jenem des Krankenhauspersonales anzupassen. Monatlich liefert die AVS rund 1000 Portionen im Oberen Gailtal und 330 bis 350 Portionen im Unteren Gailtal aus. Insgesamt 86 Mitarbeiter sind für Dellach, Kirchbach, Teile von Hermagor und Gitschtal in allen Einsatzbereichen tätig.
Wenig Zeit bei Auslieferungen
Neben der AVS ist das Rote Kreuz Hermagor für Essen auf Rädern verantwortlich. In den Zuständigkeitsbereich der 66 freiwilligen Helfer fallen St. Stefan, Hermagor und Kötschach-Mauthen. Gekocht wird in der Gailtal Klinik und im Krankenhaus Laas. Während in Hermagor alle Bezieher der Pflegestufe 1 Anspruch auf „Essen auf Rädern“ haben, wird das in St. Stefan individuell entschieden. „Die Gemeinden sind Auftraggeber und haben eine Kooperation mit dem Roten Kreuz., das für die Lieferung zuständig ist“, informiert Maria Rauscher, seit Jahren freiwillige Mitarbeiterin des Roten Kreuzes Hermagor.
Ähnlich wie bei der AVS sind vor allem die Witterungsbedingungen eine große Herausforderung. „Wir fahren rund 200 Kilometer jeden Tag und das bei jedem Wetter“, sagt Rauscher. Hingegen gestalte sich die Suche nach Freiwilligen als nicht so herausfordernd. „Es kommen immer wieder welche dazu.. Schade ist nur, dass wir zu wenig Zeit haben, um uns um die älteren Leute zu kümmern. Oft sind wir die einzigen, die sie zum Reden haben.“