Mit einer Drehbewegung aus der Hüfte geht es los! "Geradestehen, mit beiden Händen fest einhalten und locker von rechts nach links mit einem feinen Zug", gibt "Sensenlehrer" und Landwirt Martin Salzmann (75) vulgo Schröcker aus St. Michael im Lavanttal noch einen letzten Tipp. Der "Worb", so wird der Stiel zum Führen der Sense genannt, liegt gut in der Hand. "Früher waren diese aus Holz. Später wurden sie aus Metall angefertigt. Die Sensenschmiede waren schon echte Könner und haben oft auf Kirchtagen welche verkauft", sagt Salzmann, der noch das Altbewährte, das Holzstück seines Großvaters bevorzugt und regelrecht bedauert, dass die Sensenproduktion im Lavanttal eingestellt worden ist.
"Fürs erste Mal gar nicht so schlecht. Mähst ja besser als ein Mähwerk", sagt Salzmann nach meinen ersten Versuchen mit einem Zwinkern. Die schöne Mahd, die dabei eigentlich entstehen soll, versteckt sich vermutlich noch irgendwo zwischen den Grasstängeln. Die nächsten Schwünge folgen, es geht langsam auf die Puste. "Das haben früher vorwiegend die Männer gemacht. Frauen sind im Durchschnitt nicht so kräftig", sagt Salzmann. Um vier Uhr in der Früh ging es für die Mäher bei schönem Wetter schon los. "Um sechs Uhr hat die Frau dann meistens das Frühstück auf das Feld nachgebracht. Bis neun Uhr wurde weitergemäht, dann ist die Jause gekommen", sagt Salzmann. Um elf Uhr war dann Zeit, die Sense zu dengeln. Es ging nach Hause, nachmittags war es ohnehin zu warm zum Sensenmähen. "Beim Dengeln wird die Sense mit einem Hammer dünn geklopft. Etwas, das die Jugend heute kaum mehr kennt und kann", sagt Salzmann.
Zwischendurch auf dem Feld wird die Sense, damit sie "a guate Schneid" behält, aber auch noch gewetzt. "Es gibt zwei Arten, einen Natur- und Kunststein. Der Wetzstein muss ganz sacht über die Kante geführt werden. Die Sense muss singen, dann schneidet sie gut", verrät Salzmann. Vor allem auf die Finger muss Acht gegeben werden. "Diese sollten immer schön herunten sein. Es haben sich schon einige dabei geschnitten", sagt Salzmann. Schon als Junge musste er zu Hause kräftig mitanpacken. Vieles wurde noch händisch gemacht. "Als ich 14 Jahre alt war, kam ich mit alles Einsern nach Hause. Mein Vater saß damals beim Sensen dengeln und meinte nur: Super, hoffentlich bis zum Arbeiten auch zu gebrauchen."
Für den Eigengebrauch reichte meine Mahd immerhin aus. "Für den Bewerb der Landjugend müsstest noch fleißig üben. Als Futter für die Hasen und Schweine reicht es aber allemal", sagt Salzmann. Er selbst mäht heute noch für die Kühe, die im Stall sind und hat früher auch beim Handmäh-Bewerb der Landjugend mitgemacht, der am Sonntag, 26. Juni, in St. Michael auf dem Feld von Rolf Offner um 10 Uhr mit 15 Teilnehmern aus dem Tal ausgetragen wird. Salzmanns Enkelin und Landjugendmitglied Anja (19) nimmt nicht daran teil, obwohl sie die richtige Sensenmäh-Technik von ihrem Opa gelernt hat. "Als vielleicht angehende Landwirtin, ich habe noch zwei Brüder, muss ich das schon können", sagt die 19-Jährige, während sie eine gute Mahd hinlegt.
"Das Sensenmähen wird heute nicht mehr so praktiziert. Das ist mittlerweile eine Nische", weiß Salzmann. Die Sense komme nur dann zum Einsatz, wenn die großen Maschinen nicht mehr dazukommen. Für eine Pause kann sie jedenfalls genutzt werden. "Das Aufsassl, der mittlere Griff, diente schon früher zum Hinsitzen", sagt Salzmann. So mancher hatte aber Pech, der Griff brach und der Mäher lag am Boden – fast so schön wie seine Mahd.