Jahr für Jahr gehen im Schnitt 20 landwirtschaftliche Betriebe im Lavanttal verloren. Zählte man zu Beginn der statistischen Aufzeichnungen 1995 im Bezirk noch 2400 aktiv wirtschaftende landwirtschaftliche Betriebe, sind es aktuell nur noch 1707. Jene Betriebe, die sich entscheiden, die Bewirtschaftung aufzugeben, verschwinden jedoch nicht von der Bildfläche. Sie werden verpachtet oder es entstehen durch Übernahmen größere Betriebseinheiten.

„Wolfsberg ist der Bezirk mit der intensivsten landwirtschaftlichen Struktur in Kärnten. Wir haben die höchsten Pachtzinse und die höchsten Verkehrswerte in ganz Kärnten. Flächen in Tallagen sind heiß begehrt, da überbieten sich gleich einmal fünf Betriebe bei den Pachtpreisen“, weiß Johann Jantschgi, Leiter der Landwirtschaftskammer-Außenstelle Wolfsberg.

Für Flächen in Bergregionen gibt es hingegen „kaum Nachfrage, weil alles händisch zu bearbeiten ist“, erklärt Jantschgi. Und solche Betriebe gibt es zur Genüge: 60 Prozent aller Höfe im Bezirk sind Bergbauernbetriebe mit den Zonen 3 oder 4. „Das Lavanttal ist ein extremes Bergbauerngebiet. Viele Betriebe befinden sich in Gräben oder auf Hängen. Nur in Spittal ist die Dichte an Bergbauernbetrieben höher“, weiß Jantschgi. 

Kleinstrukturierte Höfe im Bezirk

Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe im Tal sind kleiner als 20 Hektar. „Unser Bezirk ist von einer kleinstrukturierten Land- und Forstwirtschaft gekennzeichnet“, sagt Jantschgi und fügt hinzu: „Die Tendenz geht jedoch dahin, dass durch die Zusammenlegung von Höfen größere Betriebseinheiten entstehen. Manche wagen auch den Schritt vom Nebenerwerb in den Vollerwerb, da sie mit der Arbeit daheim mehr als ausgelastet sind“, so Jantschgi. Die Statistik der Landwirtschaftskammer zeigt, dass nur ein Drittel der Betriebe im Vollerwerb geführt werden.

„Wir haben jährlich einige Betriebe, die sich spezialisieren und sich für den Vollerwerb entscheiden“, erklärt Jantschgi. Das gehe oft im Zuge von Hofübergaben vonstatten. Die diesjährige Hofübergeberehrung der Landwirtschaftskammer Wolfsberg ging gestern im Reiterhof Stückler in St. Margarethen über die Bühne. Somit sind nun 40 Betriebe im Tal offiziell in jüngeren Händen (Infobox links).

Einzelberatungen für Hofübergeber

Da Hofübergaben nicht immer reibungslos ablaufen, bietet die Landwirtschaftskammer in ihrer Außenstelle in der Herrengasse in Wolfsberg Hilfe in Form von kostenlosen Einzelberatungen an und informiert über Förderungsmöglichkeiten, Rechts-, Sozial- und Steuerfragen. „Im Vertragsentwurf legen wir alles fest. Von der sozialen Absicherung der Hofübergeber bis hin zum Erbteil für weichende Geschwister“, sagt Jantschgi, der in den letzten 35 Jahren rund 700 Betriebe bei der Übergabe begleitet hat. Erlebt hat er viel. „Oft gibt es noch ein harmonisches Zusammenleben, doch manchmal fliegen so richtig die Fetzen und es kommt zu Handgreiflichkeiten, bei denen man dazwischengehen muss. In Einzelfällen gibt es sogar weichende Geschwister, die mit Anwälten kommen“, sagt Jantschgi.

Auch Gerhild Gutschi aus Theißenegg erhielt für ihre 36 jahre lange Bewirtschaftung eine Ehrung
Auch Gerhild Gutschi aus Theißenegg erhielt für ihre 36 jahre lange Bewirtschaftung eine Ehrung © Sandra Zarfl