Abgefüllt in Flaschen, lagern in den alten Gemäuern des Zogglhofes in St. Paul, das Wissen vieler Generationen gemischt mit neuen Erkenntnissen und das schon seit Jahren. Denn der Verein „Mostbarkeiten“, der auch als Hüter des Obstanbaus in Kärnten bekannt ist, feiert heuer sein 30-Jahr-Jubiläum.

Der Grundstein wurde schon 1988 mit dem damaligen Verein „Mostland St. Paul“ gelegt. „Damals ging es darum, dass wir uns auf eine Ausstellung im Jahr 1991 vorbereitet haben. Danach wollten wir weitermachen und haben so mit Bauern, Buschenschänken und Wirten den Verein ,Mostbarkeiten´ gegründet“, erzählt Hans Köstinger, der seit den Anfängen der Obmann des Vereins ist. Der Grundgedanke damals war, dass eine Orts- und Regionalentwicklung vorangetrieben wird. Im Jahr 1994 entstand der Verein „Mostbarkeiten“ daraus. „Nach der Gründung haben wir den Zogglhof in St. Paul, ein Gutshof aus dem 17. Jahrhundert, vom Benediktinerstift St. Paul gemietet und ausgebaut“, führt Köstinger fort, der dadurch auch ein Kompetenzzentrum schuf.

In den folgenden 30 Jahren gab es zahlreiche schöne Momente. Am liebsten erinnert sich der Obmann daran zurück, dass durch eine Initiative des Vereins das österreichische Wein-Gesetz verändert wurde „Durch diese Änderung ist es uns gelungen, dass die Qualitätsapfelweine genau wie die Traubenweine eine staatliche Prüfnummer erhalten“, so Köstinger, der auch schon mal Stars wie Olympiasieger Fritz Strobl als Gast begrüßen durfte und mit ihm einen Weinbirnbaum als Zeichen für die Nachhaltigkeit gesetzt hat. Die größte Herausforderung war für Köstinger der Umbau vom Zogglhof: „Das zu finanzieren, war nicht immer einfach. Da hat es Phasen gegeben, wo wir das ein oder andere Mal Schlucken mussten. Im Endeffekt hat sich jedoch zum Glück alles zum Guten gewendet.“

Der Zogglhof in St. Paul wurde 1994 vom Verein renoviert
Der Zogglhof in St. Paul wurde 1994 vom Verein renoviert © Daniela Vallant

In den Räumlichkeiten befinden sich inzwischen ein Obstbaumuseum, eine eigene Schnapsbrennerei und eine Essigproduktion. So entstehen durch verschiedene Mitglieder unterschiedliche Produkte wie Apfelessig, Apfelweine, Apfelbrände und Apfelsäfte. „Wir haben auch eine Füllstraße, bei der bis zu 2000 Flaschen am Tag gewaschen und die Etiketten angebracht werden“, erzählt der 70-Jährige über weitere Aufgabenbereiche des Vereins. Auch Veranstaltungen, Seminare und Führungen, vor allem für Busgruppen werden im Zogglhof angeboten.

Veränderungen und die Mostbarkeiten-Messe

Was sich in den letzten 30 Jahren verändert hat? „Das Qualitätsbewusstsein der Konsumenten ist in den Jahren gewaltig gestiegen. Mittlerweile greift sogar die Gastronomie auf unsere Produkte zurück, was anfänglich überhaupt nicht der Fall war“, betont der Vater von zwei Töchtern. Die letzten 30 Jahre seien schnell vergangen: „Mittlerweile ist bereits die dritte Generation aktiv und bringt immer wieder neue Ideen ein. So können wir Ältere uns auf die Führungen und Verkostungen fokusieren.“ Um das Jubiläum gebührend zu feiern, findet vom 4. bis 5. Mai die Mostbarkeiten-Messe statt, wo wie jedes Jahr der Alpen-Adria-Sieger gekürt wird. 1200 verschiedene Proben aus Italien, Schweiz, Slowenien, Thüringen und Bayern wurden bereits Ende März bewertet und werden auf der Messe verkündet. „Die erste Verkostung fand im Jahr 1994 statt. Damals waren es noch 112 Produkte“, denkt Köstinger an die Anfangsjahre zurück. Für die Mitglieder sei es wichtig, eine „gemeinsame Marke zu haben, womit man nach außen hin zusammen auftreten kann“.