Für ihr außergewöhnliches Engagement in der Lehrlingsausbildung wurde zwei Kärntner Unternehmen nun das Recht verliehen, das Bundeswappen mit dem Zusatz „staatlich ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb“ zu führen. Einer dieser Betriebe ist im Lavanttal beheimatet: Die Johann Offner Werkzeugindustrie in Wolfsberg, die in der Familiengeschichte bis ins Jahr 1755 zurückgeht. „Nachdem das Herstellen von Werkzeug eine eigene Wissenschaft ist, haben wir unsere Mitarbeiter immer schon selbst ausgebildet“, sagt Johann Offner, der die Unternehmensgruppe in achter Generation führt. „Seit über 50 Jahren beschäftigen wir uns intensiv mit der Lehrlingsausbildung und behalten in der Regel alle unserer Lehrlinge in unserer Unternehmensgruppe. Immerhin werden sie top ausgebildet, sodass wir sie auf alle Fälle behalten wollen. Daher kennen wir so etwas wie einen Fachkräfte-Mangel nicht“, fährt Offner fort.

Geschäftsführer Johann Offner mit Joachim Tiefenbacher, Betriebsleiter der Werkzeugindustrie
Geschäftsführer Johann Offner mit Joachim Tiefenbacher, Betriebsleiter der Werkzeugindustrie © Bettina Friedl

Die Auszeichnung hat Bundesminister Martin Kocher (ÖVP) im Rahmen eines Festaktes im Wirtschaftsministerium an Joachim Tiefenbacher, den Betriebsleiter der Werkzeugindustrie, überreicht. „Joachim Tiefenbacher hat bei uns als Lehrling begonnen und Werkzeugmacher gelernt. Jetzt führt er als Betriebsleiter die ganze Mannschaft an“, nennt Offner ein Beispiel für die Aufstiegschancen im Unternehmen. In der Werkzeugindustrie mit seinen 80 Mitarbeitern werden aktuell sieben Lehrlinge ausgebildet.

Ein Teil der Lehrlinge der Werkzeugindustrie: David Weisshaupt, Thomas Kois, Markus Zarfl und Daniel Fellner (von links)
Ein Teil der Lehrlinge der Werkzeugindustrie: David Weisshaupt, Thomas Kois, Markus Zarfl und Daniel Fellner (von links) © KK/Offner

Etliche der langjährigen Mitarbeiter der Johann Offner Unternehmensgruppe haben den Beruf von Grund auf dort gelernt. „Ich habe gerade im März meinen Mitarbeiter Johann Amberger nach 46 Jahren und sieben Monaten in die Pension verabschiedet. 40 Jahre Dienstzugehörigkeit sind etwas Besonderes, aber bei uns sehr zu meiner Freude nichts Seltenes. Und meist haben sie den Beruf von der Pike auf bei uns gelernt“, fährt Johann Offner fort.

In der gesamten Firmengruppe, zu der neben der Werkzeugindustrie auch noch die Holzindustrie sowie die Produktionsstandorte von Kreuzlagenholz (KLH) in Wiesenau bei Bad St. Leonhard und Katsch an der Mur gehören, werden derzeit rund 20 Lehrlinge ausgebildet. Die Ausbildung erfolgt in den Berufsfeldern Maschinenbautechniker, Metalltechniker, Elektrotechniker und Holz- und Sägetechniker. In Summe zählt die Johann Offner Unternehmensgruppe rund 600 Mitarbeiter, darunter fast 400 im Lavanttal. Damit gehört die Gruppe zu den größten Arbeitgebern im Bezirk.

Prämie für Lehrlinge

„Wir haben unseren Lehrlingen außerdem von Anfang an Prämien für außergewöhnliche Leistungen gezahlt, beispielsweise für einen besonderen Notendurchschnitt, und nicht erst seit dem Fachkräftemangel“, erklärt Offner. Die Auszahlung erfolgt gestaffelt. In der gesamten Lehrzeit können sich die Lehrlinge bis zu 1400 Euro Prämie erarbeiten und beispielsweise für den Führerschein ansparen. Abgesehen davon entlohnen wir immer über dem Kollektiv.“

Lehrlinge werden regelmäßig gesucht. „Wir haben immer gute Rückmeldungen. Für uns sind die sogenannten ,Berufsspionagen‘ ganz toll, eine jährliche Veranstaltung der Berufs- und Bildungsorientierung, bei der Schüler zu allen möglichen Firmen schnuppern kommen können oder auch die Schnuppertage der vierten Klassen Mittelschule. Wir nehmen außerdem alle Jahre im Juli und August rund zehn Ferialpraktikanten in unserem Unternehmen auf“, ergänzt Offner, der heuer umsetzen will, dass die Lehrlinge auch die anderen Betriebe und Standorte der Unternehmensgruppe kennenlernen, „um neue Erfahrungen zu sammeln und sich weiter entwickeln zu können“.

Qualität der Ausbildung

Für Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl tragen „speziell die Lehrbetriebe dazu bei, dass die Wirtschaft über die dringend benötigten Fachkräfte verfügt“. Über die staatlichen Auszeichnungen sagt er: „Diese Auszeichnungen würdigen eine besonders hohe Qualität in der Lehrlingsausbildung und den wichtigen Beitrag der Unternehmen zum Wirtschaftsstandort Kärnten und seiner laufenden Weiterentwicklung. Junge Menschen erhalten dadurch die besten beruflichen und persönlichen Perspektiven.“