Die Zahl der Unternehmerinnen im Lavanttal steigt stetig. Aktuell gibt es 1521 Unternehmerinnen. Das entspricht 40,6 Prozent der gesamten Unternehmerlandschaft im Bezirk. „Der stetige Zuwachs von selbstständigen Frauen bei uns ist sehr positiv zu sehen“, berichtet Diane Tiefenbacher, die seit 2021 die Wirtschaftskammer-Bezirksstelle in Wolfsberg leitet. Als Unternehmerin hätte man größte Chancen, Gleichstellung zu erreichen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Aber auch zahlreichen Problemen müssten sich die Unternehmerinnen stellen. Ein Dauerthema sei „sicherlich die unflexible Kinderbetreuung und insbesondere die 14 Wochen schulfrei, die fast nicht bewältigbar sind“, meint Tiefenbacher. Daher sei es wichtig, „die vielfältigen Perspektiven von Unternehmerinnen zu berücksichtigen und Maßnahmen zu fördern, die die Chancengleichheit und den Erfolg von Frauen im Unternehmertum unterstützen“.

Diane Tiefenbacher, Leiterin der Wirtschaftskammer-Bezirksstelle
Diane Tiefenbacher, Leiterin der Wirtschaftskammer-Bezirksstelle © KK

Frauen brauchen eine „dicke Haut“

„Für mich war es ein steiniger Weg, bis ich mir die Anerkennung erarbeitet hatte“, sagt Susanne Stempfer, Geschäftsführerin der I.&H. Mahkovec GmbH in St. Paul. Vor rund 25 Jahren – also 1998 – übernahm die heute 57-Jährige die Geschäftsführung. Die Eltern der heutigen Unternehmerin, Ingrid und Heinz Mahkovec, haben im Dezember 1965 die Firma gegründet. Im Laufe der Jahre wurde das Unternehmen vergrößert, modernisiert und das Leistungsspektrum weiter entwickelt. „Wir sind für unsere Kunden österreichweit, aber auch international tätig“, so Stempfer. Die Liste der Auftraggeber sei vielfältig. „Mit unserem jahrelangen Know-how decken wir von Krankenhäusern, Pflegeheimen über Einkaufszentren und Bürogebäude bis hin zu industriellen Anlagen jegliche Branchen bei der Gebäudeinstallation ab“, so Stempfer. Auch für Privatkunden werden individuelle Lösungen angeboten. Mittlerweile werden 140 Mitarbeiter auf zwei Standorten (Graz und St. Paul) beschäftigt. Für die Lavanttalerin war es daher stets wichtig, „dass wir trotz unserer Größe ein Familienunternehmen bleiben und Rücksicht auf unsere Mitarbeiter und ihre Familien nehmen.“ Schon seit mehr als zehn Jahren gibt es in der St. Pauler Elektroinstallationsfirma das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche – zumindest auf den Baustellen. Vor mehr als einem Jahr wurde die gesamte Firma umgestellt. Jungen Unternehmerinnen rät Stempfer: „Man braucht eine dicke Haut und darf sich nicht alles gefallen lassen.“

Unternehmerin Susanne Stempfer
Unternehmerin Susanne Stempfer © el-media.at

Schwangerschaft als Herausforderung

Denn noch immer gibt es zahlreiche Vorurteile. Unternehmerinnen müssten außerdem Haushalt und Beruf unter einen Hut bringen. „Frauen müssen noch das Doppelte leisten, um dasselbe Ansehen wie ein Mann zu erhalten“, stellt Friseurmeisterin Nina Bauer fest, die auch Delegierte von der Interessensvertretung „Frau in der Wirtschaft“ ist. Als mobile Friseurin hat sich Bauer im September 2013 selbstständig gemacht. Mittlerweile beschäftigt die 34-Jährige vier Mitarbeiterinnen in ihrem Friseursalon „Street Glamour“ in St. Andrä. Zahlreiche Themen, wie Sozialversicherung, Karenz, Mutterschutz und Betriebshilfe, würden die Unternehmerinnen im Tal bewegen. „Die Schwangerschaft war auch für mich eine große Herausforderung“, blickt die Mutter eines Sohnes zurück. Beratende Hilfe bekam sie damals von der Wirtschaftskammer.

Nina Bauer ist seit mehr als 10 Jahren selbstständig
Nina Bauer ist seit mehr als 10 Jahren selbstständig © KK/Privat

Traum durch Selbstständigkeit erfüllt

Die Reichenfelserin Carmen Bauer wagte 2021 den Schritt in die Selbstständigkeit und hat sich damals ihren Traum eines eigenen kleinen Ladens in Wolfsberg erfüllt. Die 26-Jährige ist die Inhaberin des Geschäfts „Mein Herzstück“ in der St. Stefanerstraße 49 (beim Sportcafé Kreuzkogler). „Die Entscheidung zur Selbstständigkeit war für mich die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt die 26-Jährige. Besonders die Anpassung auf die Kundenwünsche sei der Einzelunternehmerin wichtig. Mittlerweile habe sie sich zu einem Geschenkeladen mit regional produzierten Produkten wie Accessoires und Taschen entwickelt.

Unternehmerin Carmen Bauer
Unternehmerin Carmen Bauer © Foto Hruby