Eine ergreifende Feierstunde anlässlich des Tages der Befreiung (8. Mai) und im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Oberen Drautal fand am Samstag beim Denkmal nahe des Bahnhofs in Greifenburg statt. Landeshauptmann Peter Kaiser würdigte diese Initiative von Peter Pirker und den Vereinen Kuland sowie Aegide, die diese Erinnerungsstätte 2012 initiiert und seither Informationen geben und Vermittlungsarbeit um das Thema Nationalsozialismus im Oberen Drautal leisten.

Kaiser dankte für die schlichte und großartige würdige Feier und wies auf das Denkmal als Gedächtniskunstwerk des Drautaler Künstlers Hans-Peter Profunser hin. Dieses ist verbunden mit 39 Namen, die unter dem damaligen Regime gelitten, gefoltert und gestorben sind. Der Landeshauptmann erläuterte die Ambivalenz des Begriffes Solidarität. Dieser könne auch schrecklich missbräuchlich verwendet werden, wie damals, als Menschen, die im Widerstand zur NS-Solidarität gestanden sind, verfolgt, gefoltert und getötet wurden. Immer gelte es daher, vorsichtig und wachsam zu sein, um solche Missbräuche im Alltag zu sehen und aufzuzeigen. Die Erinnerung sei eine Verpflichtung, das Ge- und Bedenken über das Unrecht wachzuhalten und das Wissen an junge Menschen weiterzugeben. Gedenkkultur sei ein wichtiger Beitrag für uns alle, so Kaiser.

Österreich habe lange seine Rolle nur als Opfer gesehen, was die Aufarbeitung an seiner Beteiligung am NS-Regime verhindert bzw. verzögert habe. Vieles wurde lange Zeit verschwiegen, ehe dann infolge der Waldheim-Diskussion auch erkannt wurde, dass Österreich nicht nur Opfer, sondern auch Mittäter war. „Spät, aber doch“, so Kaiser. Die Opfer und ihre Angehörigen mussten lange warten, bis Ächtung und Verurteilung von Menschen, die im Widerstand zum NS-Regime standen, aufgehoben wurden. Dies müsse immer zu denken geben, damit Widerstand gegen Unrecht geleistet werde. „Es ist vorbei, aber nicht vorüber“, sagte der Landeshauptmann, denn das Gedächtnis müsse wachbleiben, um eine Wiederkehr menschenverachtender Ideologien im neuen Gewand zu erkennen und ihnen entgegenzutreten.