Die Wähler haben deutlich unterschieden, ob sie den Landtag wählen, den Gemeinderat oder den Bürgermeister. Sind die Wähler klüger als Politiker glauben?
KATHRIN STAINER-HÄMMERLE: Dass die Wähler unterschiedlich wählen, hat man ja gewusst. Diesmal hat man sich gewisse Effekte erhofft, die aber nur auf einer Seite eingetreten sind.

Auf welcher?
STAINER-HÄMMERLE: Zugunsten des BZÖ. Die SPÖ hat gehofft, durch die Stärke in den Gemeinden besser zu mobilisieren. Wenn die kleinen Funktionäre um ihr eigenes Leiberl laufen, kommt das auch der Landespartei zugute, dachte die Partei. Das hat nicht funktioniert.

Warum ist das bei der SPÖ nicht aufgegangen?
STAINER-HÄMMERLE: Gelaufen sind die Funktionäre ja. Von den Themen wäre es ein Wunschkonzert gewesen: Arbeitsplätze, Gesundheit, Bildung. Das hat die Wähler interessiert. Anscheinend hat die SPÖ hier zu wenig Antworten geliefert. Es waren doch nur Überschriften.

Auffällig ist, dass in einigen Gemeinden die Bürgermeister bestätigt wurden, während die jeweiligen Parteien abgestraft wurden.
STAINER-HÄMMERLE: Die Zeit der absoluten oder Zweidrittel-Mehrheiten ist vorbei. Die Parteienlandschaft ist bunter, vor allem die Bevölkerung ist bereit zu wechseln. Die Zeit, in der man sein Leben lang aus Verbundenheit eine Partei gewählt hat, ist vorbei. Die traditionellen Bindungen gibt es nicht mehr, weil es auch die traditionellen Milieus nicht mehr gibt. Das ist ein Zeichen der Zeit und die Parteien spüren das. Der Demokratie ist das nicht unbedingt abträglich. Mehr Machtwechsel sind positiv. Es hängt nur davon ab, ob Parteien auch bereit sind, miteinander zu verhandeln. Die österreichischen Politiker sind nicht so geübt.

Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Zusammenlegung auf das Wahlergebnis?
STAINER-HÄMMERLE: Einer der Faktoren, die am schwierigsten einzuschätzen sind, ist der Unfalltod Jörg Haiders. Wie viele haben hier noch einmal die letzte Ehre erwiesen? Das ist ganz schwer zu messen, weil man es nicht erheben kann. Der zweite Faktor ist die Schwäche der SPÖ. Ihr sind die Arbeiter davon gelaufen. Durch die Wirtschaftskrise fühlen sie sich in ihrer Existenz unmittelbar bedroht. Da hatte das BZÖ die besseren Antworten.