Im Wort Wahlkampf steckt alles, was man darüber wissen muss. Regeln werden dabei bis an ihre Grenzen ausgeschöpft. Nicht nur in der Politik, sondern auch an den Hochschulen. Bis 11. Mai finden die Wahlen der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) statt. An der Universität Klagenfurt rittern sechs Gruppen und Fraktionen um den Vorsitz der Studierendenvertretung.

Eine davon ist die "Brut". Ihr "Kopf" heißt Martin Pöcher, ist 42 Jahre alt und sticht gerne heraus. So auch mit seinem Informationsstand, den die "Brut" vor dem Uni-Haupteingang neben dem der anderen Fraktionen aufstellte.

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"Zu laute Beschallung und unangemessenes Verhalten"

Für den Stand gab es nun aber von Rektor Oliver Vitouch eine Verwarnung. Pöcher und Co haben laut Vitouch bereits am 24. April, also einen Tag zu früh, den Stand geöffnet und Getränke verteilt. "Weiters kommt es laufend zu Beeinträchtigungen durch zu laute Beschallung, unangemessenes Verhalten von Fraktionsmitgliedern und Verschmutzungen zulasten der anderen Wahlstände", schreibt Vitouch weiters in einer Mail an Pöcher. Sollte sich daran nichts ändern, könne der Stand geschlossen werden.

Pöcher antwortete. Nicht nur Vitouch, sondern alle rund 12.000 Studierende bekamen diese ins Mail-Postfach. Pöcher verteidigt sich darin, dass auch die Fraktion VSStÖ am 24. April neben dem Haupteingang Kaffee verteilte. Er bestreitet zudem die laute "Beschallung" durch seine Soundanlage und bittet um Namen, wer sich über die Musik oder über seine Gruppen-Kollegen beschwerte. "Wir verwenden die von der AAU zur Verfügung gestellte Mülltonne hinter unserem Stand. Eine besondere Verschmutzung ist mir nicht aufgefallen", schreibt Pöcher über die angebliche Verschmutzung.

Rektor soll Platz für Frau räumen

Anschließend holt er gegen Vitouch aus. Er lädt den Rektor zu einer Diskussionsrunde ein. Dabei soll er sich unter anderem dazu äußern, "wieso wir Sie nicht für einen Heuchler halten sollen". Vitouch würde Diversität fordern, gleichzeitig aber als "weißer Mann keinen Grund sehen zurückzutreten und Ihren Platz einer der Vizerektorinnen oder einer anderen fähigen Frau zur Verfügung stellen".

Vitouch möchte sich dazu "gerade an den Wahltagen" nicht äußern, richtet er der Kleinen Zeitung aus. "Und wenn, dann wird er das nicht öffentlich machen", sagt Annegret Landes von der Presseabteilung der Universität. Die Beschwerden, die der "Brut" vorgehalten werden, seien belegt. "Erst dann nämlich schreitet der Rektor ein." Laut Landes war dies die erste Verwarnung, die Vitouch während dieser Wahl aussprechen musste. "Meines Wissens gab es auch keine weiteren Verstöße." Pöcher war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.