Das Jahr 2020 war geprägt von Corona – und dem Jubiläum „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“. Was ist Ihnen als Kärntner Slowenen von diesem Jahr in Erinnerung geblieben?
ALOIS Dolinar: Jedenfalls die Entschuldigung des Bundespräsidenten für das Leid, dass den Kärntner Slowenen angetan wurde, dass die ganze Intelligenzija ausgesiedelt wurde. Da kamen mir die Tränen. Und ich glaube, dieses Jahr war eines, dass Barrieren noch weiter abgebaut hat.

In einem Interview mit dem Slowenischen Fernsehen sagten Sie: „Ich möchte der Vertreter der Kärntner Slowenen in Klagenfurt und der 2000 zugezogenen Slowenen sein.“ Meinen Sie wirklich, dass Sprache ein Wahlmotiv war?
Ja, auch wenn ich weiß, dass für viele die FPÖ-Vergangenheit von Christian Scheider eine Hürde war. Aber er war da nie ein Antisemit oder Radikaler. Klagenfurt ist die Gemeinde in Kärnten mit der größten Zahl an Kärntner Slowenen, ich kenne die Szene intensiv, bin ja auch als Dolmetscher für viele Menschen tätig. Da war die Sprache ein Motiv – auch bei der übrigen slawischen Gemeinschaft, etwa den Kroaten, um die ich geworben habe.

Dass Scheider Teil der Truppe war, die Ortstafeln als Verhöhnung der Minderheitenrechte umgedreht hat, störte Sie nie?
Wir haben uns das im Team Kärnten intensiv angeschaut, aber auch die Arbeit, die er, etwa in der Erinnerungskultur mit Peter Gstettner, geleistet hat. Daher habe ich mich im Vorstand dafür ausgesprochen, dass Scheider zu uns kommen soll.