Was ist Ihnen denn alles durch den Kopf gegangen, bis Sie sich für Ihr neues Team entschieden haben?
BERNHARD KOHL: Zuerst war meine Überlegung, dass ich künftig der alleinige Kapitän einer Mannschaft sein möchte. Das war meine allererste Idee nach der Tour de France.

Und die zweite Idee?
KOHL: Da habe ich begonnen, richtig zu überlegen, was eigentlich mein genaues Ziel ist. Und dann habe ich mir gesagt, ich möchte die Tour de France gewinnen. Dazu brauchst du aber die entsprechende Mannschaft.

Und diese Mannschaft wird hinter Ihnen und nicht logischerweise hinter Cadel Evans (Teamkollege, zuletzt zwei Mal Tour-Zweiter, Anm.) stehen?
KOHL: Sie wird hinter dem Stärkeren von uns beiden stehen. Natürlich werden Cadel Evans als Kapitän und ich als Art Co-Kapitän in die Tour gehen. Aber das heißt nicht, dass er automatisch auch gewinnen muss. Die Aufgabe des Teams ist nur, dass wir die Tour gewinnen sollen.

Das heißt, Sie legen es allen Ernstes bereits nächstes Jahr auf den Tour-Sieg an?
KOHL: Es muss nicht mit aller Gewalt schon das nächste Jahr sein. Ich kann auch noch ein, zwei Jahre sehr viel von einem Cadel Evans lernen. Aber die Zukunft ist auf meiner Seite. Er ist 32, ich bin erst 26.

. . . und er hat bei jeder großen Rundfahrt einen totalen Einbruch. Sie müssten eigentlich nur auf diesen Moment warten.
KOHL: Zum Beispiel. Nur die Bergetappen gerechnet, habe ich Evans bereits heuer zweieinhalb Minuten abgenommen. Es kann sich also durchaus die Situation ergeben, in der für mich alles perfekt läuft. Aber von vorne herein kann eine Mannschaft gar nicht auf einen alleine setzen. Wenn du die Tour gewinnen willst, brauchst du am letzten Berg noch zwei Leute.

Was müssen Sie in der neuen Mannschaft ab sofort anders machen, um die Tour tatsächlich gewinnen zu können?
KOHL (lacht): Gar nichts. Hat doch alles gepasst heuer, oder?

Aber nur das Wollen allein wird zu wenig sein, um eine Tour de France zu gewinnen?
KOHL: Das stimmt schon. Ich muss jetzt vor allem das Gewinnen der Tour lernen. Wie ich optimal zur Tour de France hinkomme, das habe ich die letzten beiden Jahre schon ganz gut gelernt.

Wie lange dauert der derzeitige Stress noch? Wann werden Sie Kopf und Beine etwas frei bekommen können?
KOHL: Im Urlaub im November. Bis Ende Oktober wird's noch ziemlich stressig.

Wo macht denn ein Radprofi Urlaub?
KOHL: Irgendwo auf der Weltkugel. Vielleicht bleibt wenigstens das geheim.