„So wie ich der Betriebsrat für 8000 Kolleginnen und Kollegen in der Kabeg war, will ich jetzt der Betriebsrat aller Klagenfurterinnen und Klagenfurter sein“, sagt Ronald Rabitsch. Der 41-Jährige hat sich eigenen Angaben zufolge nicht aktiv um den Sessel des ersten Klagenfurter Vizebürgermeisters, der durch den Rücktritt von Philipp Liesnig frei wurde, beworben. Im Gegenteil, wie er am Dienstag, 25, Juni, keine zwölf Stunden nach seiner Kür, auf einer Pressekonferenz betonte: „Vor wenigen Tagen hätte ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier stehen werde. Am Ende war es eine wohlüberlegte Entscheidung. Ich habe mich in den letzten Monaten und Jahren intensiv mit Klagenfurt beschäftigt. Zuerst als Gemeinderat und ab 2021 als Ersatzgemeinderat.“

Rabitsch ist der Wunschkandidat von Stadtparteichef Philip Kucher, dessen Amt er in den nächsten Monaten ebenfalls übernehmen wird. „Ron ist modern und bodenständig“, sagt Kucher, der sich auf seine Funktion als Klubobmann im Hohen Haus fokussieren wird. Journalisten und Politikinteressierte erleben ein Déjà-vu: „modern“ und „bodenständig“ sind exakt die gleichen Eigenschaften, mit denen Kucher vor drei Jahren Liesnig präsentierte.

Maulwurfslöcher

Das Ende ist bekannt: Liesnig stolperte über die Veröffentlichung „unschöner“ Nachrichten aus einer SPÖ-Chatgruppe. Auch Rabitsch schrieb darin mit. „Es war für mich eine Newsletter-Gruppe. Es waren mehr Mitarbeiter als Funktionäre dabei und da andauernd etwas gepostet wurde, war es auch anstrengend“, sagt der 41-Jährige. Chat-Gruppen werde es weiterhin geben, das darin Gepostete soll sich mit den Grundprinzipien des Respekts – über die Parteigrenzen hinweg – decken.

Die Frage, wer der Maulwurf ist, der die Chats an die Öffentlichkeit brachte, ist für die Partei zweitrangig. Zumindest sagt Kucher das: „Ich bin kein Gärtner, der Maulwurfslöcher stopft. Zudem ist unklar, ob sich nicht jemand von außen Zugriff verschafft hat.“ Ob die Affäre weitere Rücktritt zufolge haben wird, soll in einer Klubsitzung am kommenden Montag geklärt werden. Möglich ist, dass Gemeinderat Christian Glück gehen muss. Glück offenbarte im Chat mit seiner Aussage „Schlecht für die Stadt, gut für die Partei = Gut“ sein Demokratieverständnis. Als Stadträte an Rabitsch Seite bleiben Constance Mochar und Franz Petritz, der auch Klubobmann ist.

Herzensangelegenheit

In den nächsten Tagen will der designierte Vizebürgermeister Gespräche mit allen Fraktionen führen. Dabei soll die Referatsaufteilung thematisiert werden. Der bekennende Fan von polnischem Black Metal nennt das Thema Wohnen eine „Herzensangelegenheit“. Das entsprechende Referat hat derzeit Vizebürgermeister Alexander Kastner vom Team Kärnten inne. Liesnig war mit Finanzen, Bildung, Beteiligungen und Integration betraut.

Die offizielle Angelobung erfolgt kommende Woche im Gemeinderat. Favorit für Rabitsch‘ Nachfolge als Kabeg-Zentralbetriebsrat ist Maximilian Rakuscha.