Es war ein herzlicher Austausch und spannender Einblick in verschiedene Lebenswelten in unterschiedlichen Erdteilen und eine rare Gelegenheit für das Auditorium, aus Kärnten stammende international anerkannte Koryphäen auf dem Gebiet der Medizin und Forschung live zu erleben. Der erste Expertentalk des Themennetzwerkes „Medizin und Wissenschaft“ des von Margit Heissenberger initiierten Vereins „Weltkärntner“, der fast 600 Kärntner und -kärntnerinnen mit Auslandserfahrung rund um den Globus vernetzt, fand an der FH Kärnten in Klagenfurt statt. Er führte Georg Wieselthaler, Chefchirurg für Herztransplantationen an der University of California in San Francisco, den aus der Uni Kapstadt über Zoom zugeschalteten Herzchirurgen Peter Zilla vom Christiaan Barnard Department für Kardiothorax-Chirurgie, Bruno Podesser, Leiter des Zentrums für Biomedizinische Forschung und Translationale Chirurgie der MedUni Wien, den Schmerzexperten und Intensivmedizin-Primar Rudolf Likar aus Klagenfurt und die bei AstraZeneca in Boston/USA als Managerin im Bereich Seltene Krankheiten tätige Biochemikerin Simone Lauchart zusammen.

Einhellige Meinung: Fortschritte in der Medizin sind nur durch Stärkung und Finanzierung von Forschung und Universitäten möglich. Man müsse Ideen fördern, um an Gelder zu kommen, meinte Podesser. „Universitäten müssen wieder eine größere Rolle spielen, sonst gibt es nur mehr Zwei-Klassen-Medizin in der Hand finanzieller Player“, warnte Zilla, der Lösungen forderte, die „über die erste Welt hinausgehen“. Zilla sprach über die rheumatische Herzerkrankung als Zeichen der Armut in Entwicklungsländern, Wieselthaler, der launig schilderte, wie man sich in den USA ständig selbst verkaufen und vermarkten müsse, über „exzellente Langzeitergebnisse“ bei Herztransplantierten und die Möglichkeiten, tierische Organe durch die Veränderung bestimmter Gene menschenähnlicher zu machen, Podesser schilderte neue Möglichkeiten der Entnahme von Spenderherzen.

Die steigende Lebenserwartung bei gleichzeitigem Steigen chronischer Krankheiten in Österreich sprach Likar an. Thema waren auch Pandemie und Wissenschaftsskepsis. „Schulen und Unis leisten einen großen Beitrag zur Interpretation der Wissenschaft“, sagte FH-Vizerektorin Angelika Mitterbacher und Podesser meinte abschließend: „Wir haben uns in der Pandemie in Blasen begeben. Wir müssen uns wieder öffnen und auf andere zugehen“.