Vor zwei Jahren dachte sich Bianca Zinsheimer aus Klagenfurt, es ist Zeit für Veränderung. Schon immer hat es sie nach Frankreich gezogen. Ein Wunsch, der Anfang 2022 in Erfüllung ging. Der Traum vom Auswandern und einem schönen Leben in Paris, wie man es aus dem Fernsehen kennt, war aber mit vielen Komplikationen verbunden. Trotzdem hat sich die 28-Jährige entschlossen, diesen Schritt zu gehen. Und das gleich zweimal.
Anderes Mindset
Da Zinsheimer ursprünglich in Deutschland geboren wurde, war sie es schon gewohnt, ihr soziales Umfeld regelmäßig zu erneuern. Zwei Gründe waren schließlich die ausschlaggebenden Punkte, Deutschland und Österreich hinter sich zu lassen. Zum einen hat es im Job technisch nicht gepasst. Zinsheimer ist im Marketing tätig. Da sie nicht nach Wien ziehen wollte, hatte sie beruflich wenig Alternativen. Zum anderen war sie mit dem österreichischen Mindset nicht auf einer Wellenlinie. „Das Mindset, vor allem auf ländlicher Ebene, hat einfach nicht so zu dem gepasst, was ich mir im Leben vorstelle“, erklärt Zinsheimer. Das Kunterbunte und Lernen von anderen Ländern sei ihr am Land stark abgegangen. „Das habe ich am Land nicht so gesehen, da sind die Leute eher abgeneigter“.
Weil sie schon immer in Frankreich verliebt war, hat sie sich im Endeffekt für Paris als neue Heimatstadt entschieden. „Eigentlich wollte ich nicht unbedingt nach Paris. Paris ist eher so eine Hassliebe“, erzählt Zinsheimer. Ursprünglich hat sie sich für den Süden Frankreichs interessiert. Einen passenden Job hat die Klagenfurterin jedoch nur in der französischen Hauptstadt gefunden.
Eine Auswanderung mit Komplikationen
Ganz reibungslos verlief die Auswanderung nicht. Ein großes Thema war die Jobsuche. Anfangs bekam sie auf Bewerbungen nur Absagen. „Du zweifelst irgendwann an dir selbst, wenn man nur Absagen bekommt“, beschreibt Zinsheimer ihre Suche. Zusätzlich hat sich ein emotionaler Druck aufgebaut.
Nachdem sie dann endlich einen Job in Paris gefunden hatte, kam die nächste Hürde: die Wohnungssuche. Vor allem mit Hund hat sich diese als sehr schwierig erwiesen. Und dann ist in der Anfangsphase alles hinzugekommen: Eine Trennung, ihr Laptop wurde geklaut, ein platter Reifen, Anfangsschwierigkeiten im Job, Schwierigkeiten, Freunde zu finden. „Das sind eigentlich alles Sachen, die nicht schlimm sind, aber man ist einfach so alleine“, erzählt Zinsheimer. „Ich habe mich gefühlt wie in einer Einbahnstraße. Ich habe mir gedacht, zurück kannst du nicht, das wäre irgendwie eine Blamage“. Die 28-Jährige wollte aber auch selbst stolz auf sich sein und hat es am Ende durchgezogen. Eine große Hilfe dabei war ihr Hund.
Von Paris nach London
Mit ihrem neuen Freund, den sie in Paris über Tinder kennengelernt hat, ist sie dann erneut ausgewandert. Dieses Mal nach London, wo sie heute in einer Rechtsanwaltschaftskanzlei im Marketing arbeitet. Dort, wo ihr Freund als Anwalt tätig ist. Aufgrund des „Brexits“ ist für die beiden eine große Hürde hinzugekommen: das Visum. „Das ist, glaube ich, das Dümmste, was die Briten seit Jahren gemacht haben für Fachkräfte“, meint Zinsheimer. Auch die Wirtschaft würde darunter leiden. Vor allem im Gesundheitsbereich würde es grundlegend an Personal mangeln. Für Zinsheimer und ihren Freund hat es auch lange dauert, bis sie einen Job gefunden haben, wo ihnen das Visum gezahlt wird. Aktuell hat die Klagenfurterin eines, das zwei Jahre gültig ist. „Man wird quasi nur temporär geduldet“.
Sollte das Visum dann nicht mehr gezahlt werden, muss sie England wieder verlassen. Der aktuelle Plan ist aber, in England zu bleiben und die doppelte Staatsbürgerschaft zu bekommen. Generell ist Zinsheimer einer erneuten Auswanderung in der Zukunft dennoch nicht abgeneigt.