Es war sein Glück, dass er an jenem Tag nicht allein zur Arbeit fuhr. Sonst wäre er möglicherweise nicht mehr am Leben, meint Franz*, der sich gerade von einer Herzoperation erholt. Der Tag, der sein Leben veränderte, begann wie jeder andere. Gut gelaunt setzte er sich zu einem Freund ins Auto, um einen Kunden zu besuchen. Plötzlich wurde ihm übel, mitten in der Unterhaltung, die Worte wollten nicht mehr aus dem Mund kommen. Franz wollte frische Luft, stieg aus und verlor das Bewusstsein.
So begann der Bericht über Franz und seine Familie zum Start der Weihnachtsspendenaktion, die traditionell bis Ostern läuft. Vier Monate später und ein Dreivierteljahr nach dem Schicksalstag besuchen wir Franz nochmals. Freude und Erleichterung sind ihm anzusehen, als er am Ende des Flurs Badezimmer und Schlafzimmer zeigt. Beide Räume befinden sich seit Kurzem im Erdgeschoss, sind jetzt barrierefrei und für Franz selbstständig mit und ohne Rollstuhl zugänglich.

Über ein halbes Jahr mussten ihm seine Frau und eines der größeren Kinder bei jedem Schritt über die Treppe ins Obergeschoss behilflich sein. Obwohl Franz seit seinem Kleinhirninfarkt und einmonatigem Krankenhausaufenthalt große Fortschritte gemacht hat, kann er nur kurze Strecken ohne Rollstuhl bewältigen und muss sich immer abstützen, um nicht zu stolpern oder zu fallen. Eine Treppe kann er immer noch nicht bewältigen. Der Umbau war eine dringend notwendige Maßnahme, die dank der Spenden für "Kärntner in Not" in Angriff genommen werden konnte. Drei Monate lang dauerte die schwierige Umbauphase im alten Bauernhaus, dessen Gemäuer teilweise eingerissen und mit Eisenträgern abgestützt werden mussten. Im Vorhaus wurden die Stufen abgetragen und eine Rampe errichtet. Eine tragende Mauer und eine Tür mussten versetzt werden. Man musste sogar den Keller unterfangen, erzählt die Gattin, die nun fast ausschließlich alleine Kinder – davon eines mit Entwicklungsstörungen und eines mit einem Herzfehler – zu versorgen hat und nun auch ihrem Mann täglich zur Seite steht.


Die Baustelle habe schrecklich ausgesehen, man habe unter den uralten Verkleidungen Schimmel entdeckt, überall seien Staub, Schmutz und Schutt gewesen. "Ich hätte so gerne bei der Arbeit geholfen, aber ich kann weder etwas heben noch etwas tragen, ich kann gar nichts tun", klagt Franz, der früher handwerklich begabter Nebenerwerbsbauer und Selbstständiger gewesen war. "Kleine Schrauben durfte er sortieren, sozusagen als Hirntraining", schildert seine Frau die Phase des Möbelaufbaus, die Franz unglücklich untätig mitverfolgen musste. "Ich möchte so gerne wieder selber etwas machen können", sagt er. "Ich will nicht nur herumsitzen." Aber einstweilen braucht er noch viel Geduld. Denn das, was er will, kann er noch nicht umsetzen. Das geschädigte Gehirn kann die Impulse nicht richtig weiterleiten. Es kann sich auch nicht mehr auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentrieren. "Wenn mehrere Leute um mich herum sind, kann ich nicht mehr gehen. Dann will ich nur mehr sitzen", schildert Franz seinen Zustand und hat ganz vergessen, dass er das schon einmal erzählt hat. "Am nächsten Tag weiß er oft nicht mehr, was ich ihm am Vortag gesagt habe", beschreibt seine Frau die Gedächtnislücken, die Franz auch plagen. Dazu kamen die finanziellen Sorgen, erst seit Februar bezieht er eine Erwerbsunfähigkeitspension.
An den Tag, der sein Leben veränderte, kann Franz sich nur bruchstückhaft erinnern. Er sei zur Arbeit gefahren, ihm sei übel geworden, er habe nicht mehr sprechen können und nach dem Aussteigen habe er das Bewusstsein verloren. Im Krankenhaus wurde dann ein Schlaganfall mit Kleinhirninfarkt festgestellt, ein Aneurysma im Kopf und ein Loch im Herz entdeckt.

Franz wird wohl nie mehr der Alte sein, aber durch Therapien, die er eisern und ehrgeizig absolviert, kann er sehr wohl weitere Verbesserungen erreichen. Dass er nun wieder alleine Toilette, Bad und Schlafzimmer aufsuchen und benutzen kann, macht ihn sehr froh. Auch duschen kann er jetzt im Sitzen alleine. "Es ist eine unvorstellbar große Erleichterung", sagt er. Den Spenderinnen und Spendern von "Kärntner in Not" ist er sehr dankbar. "Gott sei Dank gibt es Menschen, die ein Herz für Notleidende haben."

* Name und persönliche Daten von der Redaktion geändert