Am Abend des 6. März 1933 veranstaltete die zu diesem Zeitpunkt noch legale NSDAP in Feldkirchen zu Ehren des neuen deutschen Reichskanzlers Adolf Hitler einen Fackelzug. Um zirka 19 Uhr sammelten sich am Bahnhof rund 700 NS-Anhänger, die unter großem Jubel der Feldkirchner durch die Stadt marschierten. Danach fand im Hotel "Feldkirchnerhof" eine Massenversammlung statt.
Wie allerorts in Kärnten kam es auch im Bezirk Feldkirchen 1933 in den Monaten Mai und Juni wiederholt zu politischen Demonstrationen. Nach dem Verbot der NSDAP am 19. Juni richtete sich das Augenmerk der Agitatoren auf heimliche Aktionen, die sie in die Nachtstunden verlagerten. Häuser christlich-sozialer Funktionäre und Heimatschutzangehöriger wurden mit Hakenkreuzen beschmiert, ebenso Straßen und Mauern, auf letztere wurden zudem Flugschriften angebracht. Die NS-Propaganda wurde per verstreuter Zettel massenhaft unters Volk gebracht. Außerdem brannten die Faschisten auf verschiedenen Anhöhen aus mit Benzin getränkten Sägespänen gefertigte Hakenkreuze ab, die weithin sichtbar waren. Kurz nach dem Erlass des Parteiverbotes wurden in Feldkirchen die Parteifunktionäre Dr. Norbert Domenig, Dr. Karl Pachnek und Friedrich Franzel wegen des Verdachtes auf Hochverrat ins Landesgericht überstellt, nach 14 Tagen aber wieder freigesetzt.
In der Nacht zum 16. Juli 1933 brachen Unbekannte in die neu erbaute Kirche in Bodensdorf ein und verunstalteten die Innenwände mit Schmähungen auf den Ortspfarrer, den Papst und die Religion im Allgemeinen. Die Tat erregte im gesamten Bundesgebiet großes Aufsehen. Unter Verdacht standen der NS-Ortsgruppenleiter Gustav Kaufmann, der bei der Schmieraktion namentlich erwähnt worden war, und dessen Gesinnungsgenossen Norbert Schützenhöfer und Rudolf Thon, die festgenommen, aber bereits nach kurzer Zeit aus Mangel an Beweisen freigelassen wurden. Kaufmann wurde bei seiner Rückkehr in Bodensdorf von einer "größeren Volksmenge empfangen, durch den Ort getragen und wie ein Held gefeiert". Ebenso seine zwei Spießgesellen.
Die Nationalsozialisten dieses "Empfangskomitees" zogen danach zum Pfarrhof in St. Josef, wo sie den Pfarrer Nikolaus L'Hoste der Schändung der Kirche beschuldigten und damit das Opfer zum Täter machten. Dem Gottesdiener drohten sie unverhohlen körperliche Gewalt an. Die alarmierte Exekutive konnte L'Hoste nur mit Mühe vor dem tobenden Mob schützen. Knapp eine Woche darauf fand eine weitere Demonstration statt, bei der sich abermals rund 30 Faschisten gegen den Pfarrer richteten. Dabei zerstörten sie die Fenster am Haustor des Pfarrhofes. Aufgrund der zunehmenden Gewaltexzesse und Terrorakte wurde in der kleinen Ortschaft Bodensdorf eine eigene Gendarmeriexpositur eingerichtet.
Am 9. Januar 1934 wurde die Schutzkorpsunterkunft in Feldkirchen Ziel eines Sprengstoffattentates. Am selben Tag wurde das lokale, 40 Mann starke Arbeitsdienstlager wegen nationalsozialistischer Umtriebe aufgelöst. Während des Juliputsches gerierte sich Feldkirchen als eine der Hauptkampfstätten der illegalen Nationalsozialisten.
In Laboisen wurde am 21. Oktober 1936 eine verbotene "Hitlervereinigung" aufgedeckt, die vor Ort eine Propagandastelle unterhielt. Im Zuge der Erhebungen wurden zwei Schreibmaschinen beschlagnahmt, auf welchen unter anderem Drohbriefe an Bürgermeister Friedrich Köchl geschrieben wurden. Der Keuschlersohn Martin Rauter, der als Vervielfältiger der Drohbriefe sowie des Propagandamaterials fungierte, konnte sich durch Flucht vor einer Bestrafung entziehen.
Sie standen vor Gericht
Bei der Verhandlung gegen die illegale NS-Gruppe standen am 10. Dezember 1936 der Schuhmachermeister Christian Burger, der Knecht Karl Saringer, die Besitzersöhne Karl Sappl und Siegfried Felsberger, der Holzarbeiter Andreas Seebacher, der Schuhmachergehilfe Matthias Aufegger, der Besitzersohn Friedrich Seebacher und der Handelslehrling Johann Springer vor dem Landesgericht. Einem weiteren Mitorganisator und SA-Führer, Fritz Maier mit Namen, war, wie Rauter, die Flucht gelungen.
Bereits im Oktober 1935 hatte die Gendarmerie bei Rauter eine illegale Zusammenkunft in Laboisen gesprengt, wobei ein Teilnehmer festgenommen und Propagandamaterial sichergestellt werden konnte. Darunter befanden sich Schulungsbriefe der HJ. Sappl, der ein umfassendes Geständnis über die konspirativen Aktionen ablegte, gab an, dass er der SA Gnesau angehöre, die wiederum aus drei Scharen in Gnesau, Weißenbach und Zedlitzdorf bestünde. Auch diese Gruppierungen hatten Mitgliedsbeiträge kassiert, Appelle und militärische Übungen abgehalten.
Zehnjährige Kerkerstrafe
Als eigentlicher Organisator der Organisation zeichnete Franz Hernler verantwortlich. Hernler, dem seine Haftstrafe aufgrund der Juli-Amnestie bedingt nachgesehen wurde, es handelte sich immerhin um eine zehnjährige Kerkerstrafe, war unmittelbar nach seiner Freisetzung nach Feldkirchen zurückgekehrt und begann sich sofort neuerlich nationalsozialistisch zu betätigen. Er übernahm die Stelle eines Unterbannführers und reorganisierte die SA. Bei seiner neuerlichen Verurteilung fasste er eine zweijährige Kerkerstrafe aus. Sein Kamerad Burger wurde zu eineinhalb Jahren, Felsenberger, Aufegger und Friedrich Seebacher zu fünf Monaten, Saringer und Andreas Seebacher zu sechs Monaten und Springer zu drei Monaten Kerker verurteilt. Der geständige Sappl wurde freigesprochen.
Alexander Verdnik