Feldkirchen war Johann Warmuth schon immer zu klein. Erst stillte er seine Neugier und sein Fernweh in der Feldkirchner Gemeindebibliothek. Als 20-Jähriger packte er dann seine Koffer und zog los – zuerst nach Graz, dann immer weiter in die Welt hinaus. Heute lebt er in der Hauptstadt Chinas, in Peking.

Durch Asien getrampt. "Ich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch", sagt Warmuth und erklärt damit seinen wendungsreichen Weg vom Land der Berge in das Land des Lächelns. Nach dem Entschluss, nicht gleich ins Berufsleben einzusteigen, begann Warmuth mit einem Mathematikstudium in Graz. Als ihm nach seinem Abschluss ein Job bei einer großen Computerfirma in München angeboten wurde, übersiedelte er spontan nach Deutschland – von wo er vier Jahre später wieder wegzog: "Ich wollte mein eigener Herr sein und habe mich in so einer riesigen Firma einfach nicht wohl gefühlt." Nach einem neuerlichen "Zwischenstopp" in Graz packte ihn wieder das Reisefieber. Er kratzte seine Ersparnisse zusammen und zog nur mit Rucksack bepackt los, um sieben Monate lang durch Südostasien zu trampen. "Einmal stand ich alleine in Kathmandu und im Umkreis war niemand, der etwas von mir wollte. Das war ein herrliches Gefühl", sagt Warmuth.

"Noch etwas erleben". Als der Wunsch nach Sozialisation Warmuth einmal mehr zurück nach Graz führte, lagen dort wieder neue Chancen für ihn bereit: Ein Freund bot ihm an, in seine Softwarefirma einzusteigen. Immer wieder reiste er dafür nach China. Im Jahr 2000 lernte Warmuth dort seine Ehefrau Jiang Lan Xiang kennen. Das Paar führte zwei Jahre lang eine Fernbeziehung. Als im Jahr 2004 ein Teil der Firmenproduktion nach Peking verlegt wurde, sah Warmuth darin seine Chance: "Ich wollte mich nicht in meinem Bürosessel zurücklehnen und auf die Pension warten, sondern noch etwas erleben und bei meiner Frau sein", sagt der Softwareingenieur. Seitdem lebt er in einem Appartementhaus in der Hauptstadt Chinas, wo er sich mittlerweile schon sehr zu Hause fühlt. Seine Mutter in Feldkirchen besucht er zwei- bis dreimal im Jahr. "Was mir in Peking abgeht, sind die gute Feldkirchner Luft, der erfrischende Ossiacher See und die köstlichen Kärntner Käsnudln", so Warmuth.

Kaum Chinesisch-Kenntnisse. Ein wenig Heimat hat er aber auch in Peking gefunden: Einmal im Monat trifft er sich mit anderen Auslands-Österreichern im "Österreicher-Verein". Chinesisch spricht der 57-Jährige erst wenige Worte, "gerade genug fürs Wirtshaus und fürs Taxifahren". Von seiner Frau könne er nämlich auch kein "schönes" Chinesisch lernen: "Sie spricht einen sehr starken Dialekt – vergleichbar mit Vorarlbergerisch in Österreich."