Von den Reichen kann man das Sparen lernen. Von Niki Lauda zum Beispiel. Beinharter Geschäftsmann. Bringt wahrscheinlich nicht viel zur Caritas. Hat zwar sicher keine finanziellen Sorgen, lässt sich aber seit Jahr und Tag um teures Geld sein Kappl sponsern. Lange Zeit stand der Name einer italienischen Molkerei drauf, aktuell ist es ein Glücksspielkonzern. Und Niki Lauda würde wahrscheinlich auch Kitekat, Twix oder Meister Proper draufschreiben lassen, wenn die Marie stimmt.

Warum macht das so eine Legende wie er? Weil er nichts zu verschenken hat. So wie alle Geschäftsleute. Deswegen ist es auch mit Vorsicht zu genießen, wenn es heißt, 25 Prozent gratis, zehn Prozent Rabatt, zwei für eins, alles minus 30 Prozent und so weiter. Da ist Misstrauen angebracht. Ist der Händler wirklich so nett, mir seine Ware quasi zu schenken, weil er mich lieb hat und mein Freund ist? Wie kann etwas um die Hälfte oder mehr verbilligt sein? War das verbilligte Zeug womöglich vorher einfach 50 Prozent zu teuer? Die Zweifel sind berechtigt, denn in der Wirtschaft gibt es natürlich nichts geschenkt. Sonst wäre es nämlich Freundschaft. Im Geschäftsleben ist jedes vermeintliche Geschenk Teil der Kalkulation. Einkalkuliert. Kalkül. Und Kalkül ist ja wohl das Gegenteil von Freundschaft.

Diese einfache Grundregel des Kalkulierens sollte jeder Mensch in der Schule lernen, weil sie mindestens so wichtig ist wie, sagen wir einmal, Tangentialgleichungen oder der Schädelaufbau der Feldmaus. Zu wissen, dass in der Wirtschaft alles kalkuliert ist, beruhigt die Nerven. Wir müssen nicht jedem Angebot hinterherlaufen und können vielleicht besser verhandeln. Das weiß natürlich auch Finanzminister Schelling, denn immerhin war er Chef des weltweit zweitgrößten Möbelhändlers. Und deswegen wirkt er auch so ruhig. Ich musste an ihn denken, als mir kürzlich wieder einmal ein 10-Prozent-Möbelhausgutschein ins Haus kam, während er in London verhandelte.

Und tatsächlich ist es nun so weit: Eine Einigung mit den Heta-Gläubigern ist in Sicht, der Konkurs Kärntens scheint abgewendet. Nachdem uns ehemalige Kärntner Verhandlungsgrößen vom Format eines Dörfler, Martinz, Dobernig, Scheuch und Wiehießerdochgleich abhandenkamen, lag es letztlich am Finanzminister selbst, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Das ausgebuffte Pokerface Schelling (dessen Name so beruhigend an den guten alten Schilling erinnert) beutelte die unverschämten Gläubigerforderungen ab wie einen Foxl am Hosenbein. Die Gläubiger erhalten also in Summe 90 Prozent ihrer Forderungen anstatt der gewünschten 100 Prozent. Sie vergossen vor der Presse einige Krokodilstränen über diesen „schmerzhaften Schnitt“ und bogen dann grinsend um die Ecke, um dort eine Flasche Moët&Chandon zu entkorken und auf das ungeschriebene Gesetz des Finanzmarktes anzustoßen. Das da heißt: Gewinne privatisieren, Verluste auf die Allgemeinheit abwälzen.

Während es nämlich bei den Gläubigern schlussendlich immer um ihr eigenes Geld geht, geht es bei den verhandelnden Politikern immer nur um Steuergeld. Dreimal dürfen Sie raten, wer da vehementer verhandelt. Zehn Prozent Rabatt, nun ja. Das hätten Martinz und Co. vielleicht auch zustandegebracht. Als Kunde weiß man doch, dass man sogar im Möbelhaus zehn Prozent kriegt, allein wenn man fragt. Das weiß auch Schelling aus eigener Erfahrung. Dafür der ganze Aufwand? Aber immerhin herrscht wenigstens bald „Rechtssicherheit“. Schade zwar für all die Beraterfirmen, Wirtschaftsanwälte und sonstigen Nutznießer des internationalen Großkapitals, die sich schon auf jahrelange Rechtsstreitigkeiten gefreut hatten. Aber gut für uns, denn wir haben nun die Gewissheit, dass Kärnten nicht in Konkurs ist, sondern nur über Generationen de facto bankrott. Das ist doch auch irgendwie beruhigend. Zumindest weiß man dann genauer, warum man abwandert.

„In der Wirtschaft gibt es nichts geschenkt, sonst wäre es Freundschaft.