Überraschungen sind bei den meisten Menschen gern gesehen. Ein überraschendes Geschenk, ein überraschender Besuch, ein überraschender Gewinn - toll! Überraschende Wahlausgänge, so wie in Amerika, sind schon nicht mehr ganz so gern gesehen. Vielleicht liegt das Resultat auch daran, dass man die Wahl hatte zwischen Pest und Cholera. Die Amerikaner haben sich mehrheitlich für die Pest entschieden, die Wahlmänner haben dann aber die Cholera wählen müssen. Jetzt werden Sie sich fragen, warum deute ich hier an, dass Frau Clinton mit der Pest gleichzusetzen wäre?

Naja, ich denke mir halt, wenn man eine Dame, die für drei Vorträge bei der Investmentbank Goldman Sachs 675.000 Dollar kassiert, ohne sich dafür zu genieren, allen Ernstes als linke Präsidentschaftskandidatin nominiert, dann kann es mit der geistigen und moralischen Verfasstheit der amerikanischen Demokraten auch nicht weit her sein. Ist das wirklich das Beste, was diese Partei aufzubieten hatte? Das wäre ja, wie wenn die österreichischen Sozialdemokraten einen Alfred Gusenbauer als Präsidentschaftskandidaten aufstellen würden.

Die Begeisterung der Zielgruppe über diese champagnersaufenden Vertreter der „solidarischen Hochleistungsgesellschaft“ hält sich in Grenzen. Solange sich die Linken mit solchen Pharisäern ins Bett legen, brauchen sie sich weltweit über keinen Populisten wundern, der mit billigen Schmähs ihre ehemaligen Wähler einsammelt.

Natürlich heißt das nicht, dass ich den Herrn Trump besser finde, um Gottes Willen! Trump ist ja eine Art Lugner für Fortgeschrittene. Also für die ganz Dummen. Ein XXX-Lugner. Die Frage ist ja auch, wie erklärt man das mit Trump den Kindern. Denen sagt man immer: Benimm dich anständig, sei nett zu den anderen, sei höflich, sei respektvoll ... wie also erklärt man ihnen, dass ein verhaltensgestörter, lüsterner Rüpel, dem das Stroh bereits oben aus dem Kopf herauswächst, nun der höchste Repräsentant der Gesellschaft ist?

Und dass man zu so einem eitlen Hohlkopf respektvoll „Mister President“ sagen muss? Was lernen wir denn daraus? Dass einer, nur weil er reich und schlau ist und ein großes Maul hat, es zu allem bringen kann? Naja, dafür hätten wir aber keine amerikanischen Wahlen gebraucht. Das haben wir vorher auch schon gewusst. Gerade hier in Kärnten. Das hätten wir ohne Demokratie auch zustande gebracht. Das beweist wieder einmal, dass sich der alte Spruch von Rosa Luxemburg bewahrheitet: „Wenn Wahlen wirklich etwas ändern würden, wären sie längst verboten.“

Die Runde der Staatenlenker, die über dieses Bonmot nur zustimmend schmunzeln können, wird tatsächlich immer größer. Man braucht ja nur schauen, wer da jetzt dem Mister Trump am lautesten applaudiert. Natürlich Putin. Der hat jetzt endlich einen Freund auf Augenhöhe! Dann Orban. Frau LePen. Die polnische Regierung. Erdogan. Die freuen sich jetzt alle. Die sagen: Willkommen im Club! Die österreichischen Präsidentschaftswahlen sind im Vergleich zwar peripher. Aber es stellt sich auch hier die Frage: Welcher unserer beiden Kandidaten passt denn zu diesen Leuten besser dazu? Wählen Sie selbst!

Ganz in vorweihnachtlicher Stimmung fand die erste TV-Begegnung zwischen Christian Kern und Heinz-Christian Strache statt - nicht Brunner und Brunner, sondern Christian und Christian trafen aufeinander. Der zukünftige Kanzler und der zukünftige Vizekanzler. Fragt sich nur, wer ist wer? Kern hat also etwas getan, was in der österreichischen Politik völlig neu ist: er hat nicht gleich den nassen Fetzen ausgepackt, sondern versucht, einigermaßen sachlich und wertschätzend zu bleiben.

Warum hat er das getan? Noch dazu gegenüber dem größten politischen Gegner? Als vorausblickender Mensch weiß Kern, dass er diese gute Stimmung vielleicht noch einmal brauchen wird können. Dass sich Strache vielleicht an ihn erinnern wird. Bei der vorgezogenen Neuwahl, wenn der Bundespräsident Hofer den Bundeskanzler Strache angeloben wird. Dann heißt es auch für Österreich: Willkommen im Club! Wer wohl als Erster gratulieren wird? Trump? Putin? Frau LePen? Orban? Die polnische Regierung? Erdogan wohl eher nicht.