Nach mehreren Zwischenfällen mit Migranten in Triest wird in der norditalienischen Stadt Militär eingesetzt. Rund um die Uhr patrouillieren Soldaten im Bereich des Bahnhofes und der Piazza della Libertà. In diesem Gebiet musste zuletzt immer öfter die Polizei einschreiten. Nach einem Vorfall, bei dem ein junger Afghane und ein Moldauer von zwei Angreifern mit einer abgebrochenen Flasche verletzt worden waren, forderten immer mehr besorgte Bürger und Unternehmer eine verstärkte Überwachung.

Daraufhin beschlossen die Stadtvertreter bei einer Sitzung, an der auch Bürgermeister Roberto Dipiazza, Regionalrat für Sicherheit Pierpaolo Roberti sowie hochrangige Polizeivertreter teilnahmen, die Operation "Strade sicure". Eine eigene Militäreinheit stellt nun einen 24-Stunden-Überwachungsdienst, unterstützt werden die Soldaten von speziell geschulten Polizisten.

Das Gebiet rund um Bahnhof und Piazza della Libertà hatte sich zuvor zu einem Treffpunkt für Migranten entwickelt. Vor allem jene, die nicht in Unterkünfte aufgenommen wurden, würden dort laut "ilfriuli.it" zu Hunderten im Freien leben. Die Operation "Strade sicure" sei laut Präfektur aber lediglich zur Abschreckung und zur Verstärkung des Sicherheitsgefühls innerhalb der Bevölkerung gedacht, es bestehe keine erhöhte Gefahrenlage in der Stadt, berichtet "Il Gazzettino". Das betreffende Gebiet sei schon zuvor durch die Polizei verstärkt bewacht worden, nun habe man die Sicherheitsmaßnahmen weiter erhöht.

Hungernde Menschen

Der Militäreinsatz stößt auch auf Kritik. Gianfranco Schiavone, Präsident des "Consorzio italiano di Solidarietà", hält diese Entscheidung für "völlig absurd", wie er von "Triesteprima" zitiert wird. Präfektur und Innenministerium würden gegen Gesetze verstoßen, "indem sie nicht wie vorgesehen für die Aufnahme von Asylbewerbern sorgen". Gian Andrea Franchi von der Freiwilligenorganisation "Linea d'ombra" machte darauf aufmerksam, dass sich die Situation der Einwanderer seit einer Änderung der Politik bei der Verteilung von Mahlzeiten durch die Caritas immer mehr verschlechtere. "Die Folge ist, dass die Zahl der hungrigen Menschen auf dem Platz deutlich zugenommen hat. Wir werden kaum in der Lage sein, alle zu ernähren", wird Franchi von "Triesteprima" zitiert.

Tatjana Rojc, Senatorin der "Partitio Democratico", forderte in einer Anfrage an Innenminister Matteo Piantedosi eine detaillierte Aufstellung über Zuwanderungsströme und Aufnahmeeinrichtungen für unbegleitete Minderjährige in Friaul-Julisch Venetien, insbesondere in Triest und Udine, wie "ilfriuli.it" berichtet. Ebenso wie Schiavone erwartet sie von der Regierung und der Präfektur Maßnahmen, um die Situation der Migranten zu verbessern.